Predigt von 3. Advent zum Nachlesen

Hier können Sie die Predigt vom 3. Advent von Pfrin. Irmhild Ohlwein nachlesen:

Predigt: Mt. 11, 2-6 (3. Advent 17.12.2023, Markuskirche)

Liebe Gemeinde,

2Johannes, der Täufer, saß im Gefängnis, so berichtet der heutige Predigttext aus
Mt 11, 2-6.
Wir wissen ja, er hatte schon vor Jesus gewirkt, die Leute zur Buße gerufen, getauft und das Kommen des endzeitlichen Retters angekündigt, wie die Propheten geweissagt hatten. „Dort (im Gefängnis) hörte er von den Taten des Christus.
Deshalb schickte er seine Jünger zu Jesus
3 und ließ ihn fragen:»
Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?«
4Jesus antwortete ihnen: »Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: 5›Blinde sehen und Lahme gehen. Menschen mit Aussatz werden rein. Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt, und Armen wird die Gute Nachricht verkündet.‹ 6Glückselig ist, wer sich nicht an mir ärgert.«

„Versprechen“ mit der Gegenwart soll man das Evangelium, so hat es einmal der evangelische Theologe Ernst Lange gesagt, hineinsagen und ineinander bringen in das, was ist, damit dort das Versprechen des Evangeliums wirken kann.
Und ein „Versprechen“ mit der Gegenwart braucht auch die Geschichte, die so fern liegt, fern von der Gegenwart und fern von dem Denken heute, damit sie mit dem Versprechen Gottes etwas anfangen kann. Die Heillosigkeit in der Welt und gerade im Hl. Land, schreit geradezu zum Himmel.

So also, versuchen wir`s mit dem Versprechen:

Johannes saß im Gefängnis.

Viele Leute sitzen gerade in Gefängnissen: 130 israelische Geiseln sitzen noch in unterirdischen Tunneln im Gazastreifen. Zehntausende unschuldige palästinensische Frauen, Männer und Kinder können dem Vergeltungsschlag nicht entrinnen.
Viele Kriegsgefangene Ukrainer und ebenso Russen sind in Lagern eingesperrt. Politische Gefangene in vielen Ländern in Haft.

Gefängnisse – Prekären Lebenssituationen können zum Gefängnis werden, aus dem jemand innerlich oder mangels Möglichkeiten nicht herausweiß.
Depressionen sind wie Kerker oder Ängste oder aber auch ehrgeizige Ziele.

Da hörte er von den Taten Jesu.

Und angesichts von dem allen wird immer wieder das Evangelium verkündet und immer wieder feiern wir Weihnachten und dass mit Jesus der verheißene Retter ins Leben kam und immer weiterwirkt. Eine Botschaft wie aus der Ferne, entfernt von allen Gefängnissen.

Deshalb schickte er seine Jünger zu Jesus3und ließ ihn fragen:»
Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?«
Johannes hatte auch Jesus getauft und voller Glaubensgewissheit verkündet:
„Der ist es. Und ich bin nicht einmal wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse.“ Die Zeiten änderten sich. Jetzt ist Johannes gefangen und keine Rettung in Sicht. „Habe ich mich mit Jesus doch geirrt?“

Manches kommt im Leben anders als gedacht, anders als ich es von Gott erbeten habe. Da können sich solche Zweifel wie bei Johannes schon einstellen. Gibt es überhaupt einen Gott? Ist Jesus der, der kommen soll, oder sollen wir auf etwas anderes hoffen?

Oder interessiert solches Fragen überhaupt noch? Das Interesse am Evangelium schwindet. Immer mehr Menschen sagt der christliche Glaube nichts mehr. Sie fühlen sich auch in der Kirche nicht mehr zuhause oder wollen die nicht mehr mitfinanzieren.

Der Täufer Johannes fragt damals noch einmal, bevor er dann bald durch Herodes sein Leben verlieren wird. Diese Hoffnung gibt er nicht auf, auch wenn der Tod nicht aufzuhalten ist.
Und schon damit stößt er die Tür im Gefängnis auf. Seinen Zweifel und die Unsicherheit frisst er nicht in sich hinein; dann müsste er wirklich verzweifeln.

Nach mehr, als vor Augen ist, zu fragen, mit der Verheißung zu rechnen, ist wichtig. Weil das über das „Jetzt“ hinaushilft und wieder Zutrauen und Kraft schenkt zum Weitermachen oder auch annehmen, wie hier.
Und manchmal braucht es Andere dazu, die sich der Fragen und Anliegen von jemandem, der aus dem Gefängnis nicht rauskommt, annehmen.

Es ist nicht gleichgültig, dass andere sich dann stark machen und sehen was sie ausrichten können.

Und Jesus antwortete ihnen mit den messianischen Weissagungen des Propheten Jesaja (Jes 29,18f.; 35,5f.; 26,19 und 61,1f):
»Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht:
5›Blinde sehen und Lahme gehen. Menschen mit Aussatz werden rein. Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt, und Armen wird die Gute Nachricht verkündet.‹

„Ja“ oder „Nein“ ist nicht Antwort. Die stellt sich ein im selber Sehen, im Beteiligtsein und im Deuten der Erfahrung im Licht der Schrift.
Und so scheint in Jesu Worten an die Jünger sich zugleich das zu ereignen, was er sagt: auch ihnen werden die Augen und die Ohren geöffnet, die Auferstehungshoffnung geweckt und das Evangelium verkündet. Und sie selbst sind es, die dies alles mitnehmen zu Johannes und sein Fragen stillen.

Wir erreichen mit Beweisen nicht die Wahrheit Gottes und den Sinn des Glaubens.
Mit dem Glauben ist es so wie mit der Liebe oder dem Vertrauen.
Er hat eine Gewissheit, ohne dass man die Gründe dafür ganz genau benennen könnte. Insofern ist der Glaube, ganz wie die Liebe, immer auch wehrlos, so hat es jemand gesagt. Und doch zeigt er Wirkungen, die seit Jesus unübersehbar sind: Kräfte in größter Not, Einsatzbereitschaft für Andere und Fürsorge für die Erde, auf der wir leben.
Der Geist der Liebe Jesu und das Vertrauen auf Gott können immer wieder zur Rettung werden.

Ein Segen, wenn Politikerinnen und Politikern nach Wegen für Frieden suchen.
Welches Wunder, wenn jüdische, christliche und arabische Menschen andere vor Terror zu retten versuchen.
Was für ein Zeichen, wenn sich ein Palästinenser schützend vor eine Synagoge stellt.
Eine Rettung, wenn Stärkere für Schwächere sorgen.

Wie heilsam, wenn Leute auf Menschen in seelischer Not achten, dass sie nicht eingesperrt bleiben.
Sie alle lassen die Verheißung Gottes, die in Jesus Gestalt wurde, bis heute wahr werden.

6Glückselig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Und immer noch ist da Heilloses in der Welt, wo Leute Opfer von Gewalt werden oder Not haben.
Es waren und sind – auch zu Jesu und Johannes` Zeiten – nicht alle geheilt oder vom Tod gerettet worden.

Jesus rechnet selbst damit, dass Fragen offenbleiben und Spannungen bleiben. „Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“

Doch, wenn dieser Ärger kommt, oder die Frage: „Bist du es, der da kommen soll? „Ist da was dran oder ist es das?“, dann ist es gut, sich doch noch mal auf den Weg zu machen oder andere darum zu bitten, nach den Zeichen Jesu zu sehen.
So wie wir heute hier sind und wieder hören und selber mitnehmen:

5›Blinde sehen und Lahme gehen. Menschen mit Aussatz werden rein. Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt, und Armen wird die Gute Nachricht verkündet.‹

Amen.