Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanias zum Anhören und Nachlesen

Hier können Sie den Gottesdienst mit Pfrin. Petra Fuhrhans und Kantor Juergen Bonn anhören:

Eingangsliturgie
Predigt
Ausgangsliturgie

Vater und Sohn – Erzählpredigt zum Epiphaniastag 2021

Herr, gib, dass wir recht reden und hören. Amen

„Darf ich mit?“ Elian traute sich kaum die Worte auszusprechen. Er fürchtete, sein Vater würde ihm die Bitte abschlagen. „Wie soll ich denn jemals klug und weise werden, wenn ich nie mitkommen darf?“ schob er schnell hinterher. Bittend schaute er seinen Vater an.

Seit gestern herrschte im Haus seines Vaters Aufbruchsstimmung. Es wurde gekocht, gebacken und gepackt.

Am gestrigen Abend hatte der Vater ihm einen Stern gezeigt, einen hellen, leuchtenden Stern, weit entfernt, aber so unglaublich strahlend, dass er den Blick nicht von ihm wenden konnte.

„Das ist der Stern des Heils“, hatte der Vater ihm erklärt, „der Stern des kommenden Herrschers über die Welt. Er zeigt uns an, wo wir ihn finden werden. Morgen werden wir ihm folgen, um dem kommenden König zu huldigen.“

„Aber Vater, Du bist doch selbst ein König, wieso gehst Du zu ihm?

„Hast Du mich nicht verstanden, mein Sohn? Er ist nicht irgendein König, er ist der Herrscher der Welt. Da ist es gut, ihm die Ehre zu erweisen.“

„So etwas wie der Kaiser von Rom?“ Elians Vater lachte. „Nein, größer, bedeutender, wichtiger, keines Menschen Sohn, Gottes Sohn.“

„Wow, deshalb der helle Stern?“ fragte Elian.

„Ja“, sagte sein Vater. „Deshalb der helle Stern und deshalb müssen wir zu ihm.“

„Lass mich mitkommen. Ich will ihm auch huldigen! Bitte!“ Einen Moment lang sagte der Vater nichts.

„Dann pack deine Sachen zusammen! Es geht morgen ganz früh los.“ Elian strahlte vor Glück. Am nächsten Morgen brachen sie auf. Zwei andere wichtige Männer, Balthasar und Melchior, waren noch dazugekommen. Er kannte sie, weil sie sich zuvor schon häufiger mit seinem Vater getroffen hatten. Es waren kluge Männer, die die Sterne deuten können und die die Geschicke ihrer Völker weise leiten. Auch sie wollten dem Stern folgen und den neuen Herrscher anbeten.

Mit kleinem Gefolge brachen sie auf. Zehn Kamele waren es insgesamt. Mit mehr würden sie länger brauchen und sie wollten schnell vorankommen. Trotzdem hatte Elian nicht mit einem so beschwerlichen Weg und einer so langen Reise gerechnet. Zwölf Tage auf dem Rücken eines Kamels machten ganz schön Muskelkater. Ob der Weg sich lohnt? Er zweifelte. Fast reute ihn seine Bitte ein wenig, aber nur ein wenig, denn es gab ja auch schöne Momenten auf dem Weg. Die Abende am Lagerfeuer, die genoss er sehr. Da zeigten die drei Älteren ihm die Sterne und erklärten ihre Bedeutung. Er lernte so viel in dieser Zeit. Auch über den König der Welt erfuhr er so Einiges.

„Messias“ nannten sie ihn. In den Heiligen Schriften wurde er angekündigt:

Jes. 9, 5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; 6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.

Elian freute sich sehr auf ihn. Eines aber blieb ihm unklar. Warum er ein Kind war? Er wusste wohl, dass die Königswürde immer in den Familien weitergeben wurde, aber müsste man nicht einem erwachsenen Herrscher huldigen. Das würde doch viel mehr Sinn machen.

Dann könnte man politische Entscheidungen mit ihm absprechen und Pläne machen und anderes mehr.

Sie aber suchten nach einem Kind, einem Neugeborenen. Sein Vater hatte nicht wirklich eine Erklärung dafür. „Wir werden sehen“, sagte er und „aber eins ist sicher, wir werden mit ihm nichts absprechen müssen, denn er wird auch unser Herrscher sein.“ Da hörte Elian auf, danach zu fragen.

Eines Abends, sie waren kurz vor Jerusalem, sahen sie den Stern nicht mehr, so sehr sie sich auch mühten. Der Himmel blieb grau und verhangen und vom Stern keine Spur. Sie waren traurig und ratlos Was sollten sie tun?

Die anderen wussten Rat. So kurz vor der Hauptstadt konnte das nur bedeuten, dass sie das Ziel erreicht hatten und deshalb beschlossen sie, am Königshof nachzufragen. Das ist ja irgendwie logisch, oder? Ein König wird an einem Königshof geboren. Was sonst?

Elian freute sich. Der Palast des König Heroldes sollte sagenhaft schön sein. Und wirklich war er von beeindruckender Pracht, eines Herrschers der Welt durchaus würdig. „Hier würde ich gerne leben.“ dachte Elian, obwohl er es zuhause eigentlich auch ganz guthatte.

Aber dort war kein Kind geboren worden und niemand wusste von dem Kind, das sie suchten. Ihre Frage nach dem Kind aber schien alle zu beunruhigen. Es herrschte mit einem Mal große Aufregung, Furcht und Angst.

Auch ließ Herodes sie nicht gleich vor, was sie erwartet hatten. Er ließ ihnen Räume zuweisen, ließ sie gut versorgen, aber er erschien zunächst nicht.

Andere kamen in den Palast. Das konnten sie sehen: Seher und Propheten, Schriftgelehrte und weise Männer. Sie hörten viele und laute Stimmen und es schien als berate sich Herodes mit ihnen.

Erst in der Nacht als alle schon schliefen, ließ Herodes sie heimlich zu sich rufen. Er saß in einem wunderschönen Thronsaal umringt von nur wenigen Getreuen und forschte sie aus. Er wollte alles wissen über das Kind und über den Stern.

Er klang sehr interessiert, aber Elian hatte kein gutes Gefühl. Er zupfte seinen Vater am Ärmel. „Ich glaube, der mag keine Kinder.“ sagte er. „Ich fürchte auch“, erwiderte sein Vater. „Er soll seine eigenen Söhne umgebracht haben.“

Elian erschrak. „So hat es mir heute Mittag einer der Bediensteten gesagt. Er habe wohl Angst gehabt, sie könnten ihm den Thron streitig machen.“

„Und das darf er so einfach?“ Elian schüttelte sich.

„Natürlich nicht, aber er ist der König. Er hat es nicht selbst getan, aber wohl den Auftrag dazu gegeben. Jeder weiß es, aber man klagt ihn nicht an. Er wird niemals zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist sicher, denn er wird alle töten, die es versuchen.“

„Das ist aber ungerecht“, wandte Elian ein.

Sein Vater nickte. „Aber so funktioniert das in dieser Welt. So regieren die Mächtigen dieser Zeit. Man muss ständig aufpassen.“

Elian sah seinen Vater traurig an. „Und das ist nicht zu ändern?“

„Doch! Er wird es ändern. Der neue Herrscher wird vieles anders machen. Er wird diese Ungerechtigkeiten beenden.“

„Ist er deswegen so wichtig?“ Elian zweifelte noch immer. „Ja. Auch deswegen. Es heißt von ihm beim Propheten Jesaja: 1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. 2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. 3 Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, 4 sondern wird mit Gerechtigkeit

richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande… Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften. 6 Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern … Man wird weder Bosheit noch Schaden tun …, denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN. … Nach ihm werden die Völker fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.

Aber jetzt lass uns hören, was Herodes zu sagen hat. Auch Herodes zitierte die Schrift »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« „Meine Gelehrten sagen,“ fing Herodes an zu berichten, „dass das Kind in Bethlehem zur Welt kommen soll. Ich denke, ihr werdet es dort finden. Ihr solltet dorthin ziehen und dann kommt zu mir zurück, seid meine Gäste und berichtet mir, was ihr gesehen habt. Danach will ich kommen und das Kind anbeten und will meine Krone zu seinen Füssen legen.“

Elian und sein Vater sahen sich an. „Ob ihm zu trauen ist? War es nicht vielleicht doch ein Fehler gewesen, ihn zu fragen. Wenn er schon seine eigenen Kinder …?“ Ihnen wurde bange. „Und wir haben ihn informiert. Was haben wir getan?“ Aber das sagten sie natürlich nicht laut. Überhaupt blieb man betont freundlich zueinander. Herodes bemühte sich um seine Gäste und versorgte sie gut und die Gäste bemühten sich, mehr von Herodes zu erfahren. Das war nicht ganz einfach, denn er erzählte nicht viel.

Als sie sich am nächsten Morgen verabschiedeten, nahm er ihnen das Versprechen ab, auf dem Rückweg bei Ihnen vorbeizuschauen und zu berichten.

Dann verließen sie Jerusalem in Richtung des kleinen Ortes Bethlehem. Und als sie ihren Weg gefunden hatten, sahen sie zu ihrer großen Freude auch den Stern wieder. Gegen Abend kamen sie in Bethlehem an. Der Stern blieb stehen und leuchtete nun ganz hell, nicht im Ort selbst, sondern ganz am Rand des Ortes über einer kleinen Hütte. Sie zogen dorthin; bewundernd betrachtet von den Menschen in Bethlehem, die solch eine Karawane noch nie gesehen hatten.

„Hier soll es sein?“, fragte Elian seinen Vater verwirrt. „In dieser armen Hütte?

„Ja, der Stern zeigt es uns an.“, antwortete sein Vater.

„Das verstehe ich nicht. In diesem kleinen Haus wurde der Herrscher der Welt geboren? Warum hier so ganz am Rande? Warum in Armut?“

„Es ist ganz einfach“, erklärte der Vater. „Reichtum verdirbt die Menschen. Du hast es bei Herodes gesehen. Am Ende haben sie so viel und sie können nicht daran freuen, weil sie Angst haben müssen, dass Ihnen alles genommen wird. Dieser hier aber, der wird nie viel besitzen und das was er hat, wird er verlieren und er wird doch für uns Menschen alles gewinnen.“

Die Worte des Vaters verwirrten den Jungen. „Was hatte es damit auf sich?“ Er hatte noch so viele Fragen, aber sein Vater antwortete nicht mehr.

„Komm und sieh!“, forderte er ihn auf. Elian ging mit den Weisen in den Stall. Er sah das Kind und er spürte eine wundersame Ruhe und Kraft, die von ihm ausging. Es war nicht zu erklären und doch wusste er plötzlich, welch große Bedeutung das Kind haben würde.

Später, zuhause, versuchte er es seiner Mutter zu erklären, aber es gelang ihm nicht. „Ach, wäre sie nur dabeigewesen, dann würde auch sie verstehen.“

Als sie ihre Geschenke überreicht hatten, fielen die Weisen nieder vor dem Kind und beteten es an als wäre es das normalste von der Welt. Überhaupt taten alles so als wäre alles völlig normal. Die Hütte, das Kind, seine Eltern und die drei Weisen, die ihm zu Füssen fielen.

Für Elian war nichts davon normal. Er was alles sehr verwunderlich.

„Warum bringt ihr ihm Geschenke?“, fragte er seinen Vater, „wenn ihm doch an Besitz so gar nichts liegt?“

„Um es ihm ein wenig leichter zu machen, denn er wird es noch schwer genug haben.“ Elian verstand die Worte zunächst nicht. Erst viele Jahre später, auf einer Pilgerreise nach Jerusalem als er das Kind als erwachsenem Mann noch ein zweites Mal begegnete, begrifft er. – Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden. –

Sie bauten ihre Zelte ganz in der Nähe der kleinen Hütte auf. In dieser Nacht hatten sie alle den gleichen Traum: die Weisen und Elian. Ein Engel gebot ihnen, nicht zu Herodes zurückzukehren.

Und, obwohl sie es versprochen hatten folgten sie ihm und reisten auf anderem Wege nach Hause zurück. Es war ihnen ohnehin lieber. Noch einmal zu Herodes zurück wollte keiner von Ihnen.

Liebe Gemeinde,

ich habe mich heute für eine Erzählung statt einer Predigt entschieden, weil ich denke, dass exegetische Betrachtungen und dogmatische Aussagen bei diesem Thema unzureichend sind. Wir können nicht wirklich in Worte und Lehrsätze fassen, was es mit diesem Kind auf sich hat. Menschliche Erklärungen greifen hier nicht. Mit theoretischen Überlegungen ist das nämlich alles nicht nachvollziehbar und es bringt auch nicht weiter.

Zum Kind in der Krippe muss man hingehen.

Auf ihn muss man sich einlassen; ganz ohne Wenn und Aber.

Und dazu möchte ich Sie einladen: Hinzugehen und anzubeten! Jede und jeder für sich allein in ihren Gedanken und im Gebet.

Liebe Gemeinde!

Wir müssen selbst zur Krippe gehen, um zu sehen und zu staunen.

Ganz so wie es uns der eigentlich vorgeschriebene Predigttext vorgibt. Ich lese Jes. 60, 1-6

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 3 Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. 4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden. 5 Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. 6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen. lassen Sie uns gehen. Wir sind nicht allein auf dem Weg sondern sind gemeinsam unterwegs; in dunklen Zeiten auf dem Weg zu Licht.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft,

bewahre unsere Herzen und Sinnen in Christus Jesus. Amen.


Hier finden Sie die gesamte Liturgie zum Nachlesen.