Predigt vom Himmelfahrtstag zum Nachlesen

Hier können Sie die Predigt vom Ökumenischen Gottesdienst am Himmelfahrtstag nachlesen. Der Gottesdienst wurde gemeinsam mit der Ev. Kirchengemeinde der Südstadt, der Ev. Kirchengemeinde der Friedenskirche, der Ev. Kirchengemeinde der Kreuzkirche und der Selbständig Ev. Lutherischen Kirchengemeinde St. Michaelis (SELK) in der Karlsaue gefeiert.

Predigt an Himmelfahrt von Pfr. Till Jansen (Ev. Südstadtgemeinde), Pfr. Carsten Köstner-Norbisrath (Ev. Friedenskirche) und Pfr. Axel Wittenberg (Selbständig Lutherische Kirchengemeinde SELK).

Ansprache zu Apg 1 ,3-11 „Die Welt ist nicht genug“

Teil I. von Pfr. Till Jansen

Sicherlich ist Ihnen das auch schon mal passiert: Sie wollen, vielleicht am Himmelfahrtstag, einen Kuchen backen, aber die Eier sind alle und die Läden haben zu. Nun haben Sie fest versprochen, dass es einen Kuchen geben wird und kommen wirklich in Nöte. Gut, wenn man freundliche Nachbarn hat, die einem da aushelfen können. Also, kurz rübergegangen, geklingelt, freundlich gefragt: Und ja, natürlich, kannst du 4 Eier haben.

Glück gehabt, Kuchen gerettet, Feiertag gerettet.

Nun stellen Sie sich folgendes vor: Am 25 Juli möchte die ganze Menschheit zusammen einen gewaltigen Kuchen backen, aber es sind keine Ressourcen mehr da: Keine Eier, kein Wasser, keine Energie, kein Getreide, keine Nährstoffe im Boden. Am 25. Juli ist dieses Jahr rein rechnerisch der Erdüberlastungstag: Nach diesem Datum ist die Menge an Ressourcen, die die Erde pro Jahr bereitstellen kann, also nach Verbrauch wieder herstellen kann, weg. Nach dem 25. Juli lebt die Menschheit rein Ressourcenmäßig „auf Pump“.

Wenn alle Menschen dieser Erde übrigens so leben würde wie die Deutschen, dann wäre das jetzt schon der Fall, da liegt das Datum nämlich dieses Jahr auf dem 2. Mai.

Wenn man also keine Ressourcen mehr hat, was macht man da. Na klar, ganz einfach, wir gehen zum Nachbarn.

Und sie werden lachen: Das ist in Arbeit. Letztes Jahr im Oktober hat die Nasa das Psyche-Programm gestartet: Eine Sonde ist unterwegs zum Asteroiden Psyche 16, etwa drei astronomische Einheiten von der Erde entfernt. Psyche 16 ist vermutlich der Kern eines Protoplaneten, das heißt er besteht aus Metall:

Gold, Platin, Nickel, Eisen. Und er ist so groß, dass man Metalle im Wert von 700 Trillionen Dollar abbauen könnte. Verteilt auf jeden Erdenbürger wären das 92 Millionen Dollar pro Kopf! Das klingt verlockend oder? Obwohl man auf Asteroiden durchaus landen kann und in der Raumfahrt unglaubliches schon funktioniert, ist das noch nicht ganz realistisch, aber: man arbeitet dran.

Vielleicht muss man auch nicht so weit fliegen, immerhin sind das etwa 450 Millionen Kilometer.

Wie wäre es mit 300.000 Kilometern bis zum Mond? Dort gibt es das auf der Erde seltene Gas Helium 3 in rauhen Mengen. In Helium 3 steckt ein enormes Energiepotential. Könnte man damit nicht jedes energetische Problem lösen?

Und wie wäre es mit anderen Asteroiden, auf denen so viele „seltene Erden“ zu finden sind, dass man damit Handys für alle zukünftigen Generationen bauen könnte?

Space Mining: Daran wird unter Hochdruck gearbeitet! Der Weltraumvertrag der Vereinten Nationen von 1967 (Treaty on Principles Governing the Activities of States in the Exploration and Use of Outer Space, including the Moon and Other Celestial Bodies) besagt, dass im Weltraum keine Waffen stationiert werden dürfen, dass alle Nationen friedlich den Weltraum erforschen können. Der Mondvertrag von 1979 regelt, dass kein Staat einen Himmelskörper in Besitz nehmen darf. Aber 2015 wurde in den USA ein neues Gesetz verabschiedet: Der „Space Resource Exploration and Utilization Act“ – das Gesetz über die Nutzung von Weltraumressourcen. Jedes amerikanische Unternehmen, das die staatliche Zulassung bekommt, darf Rohstoffe im Weltall abbauen. Das einzige Land, das auch noch solch ein Gesetz hat, ist Luxemburg.

China und Russland arbeiten auch an Rohstoffabbau im Weltraum, tun dies aber einfach ohne ein Gesetz. Geht ja auch. China beispielsweise forscht an der Gewinnung und Nutzung von Wasser aus dem Weltraum – da gibt es ja ungeheure Mengen von und bei uns vielleicht irgendwann nicht mehr.

Diese Nachbarn, die man um Eier bitten kann, sind noch nicht einmal zu Hause und man könnte sich einfach alles aus dem Kühlschrank nehmen. Da sind Konflikte vorprogrammiert: Denn wer sagt denn, dass die 700 Trillionen Dollar von Psyche 16 auf alle verteilt werden? Wer sagt, dass man mit einer solchen Menge an Vermögen irgendetwas nützliches für diesen Planeten anstellen kann?

Albert Einstein sagte einmal: Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Die Welt ist nicht genug! Wenn man den Überlastungstag der Erde berücksichtigt, dann bräuchten wir pro Jahr als Menschheit 1,7 Erden, als Deutsche sogar 3 Erden.

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Die Welt ist nicht genug – wir Menschen arbeiten daran, uns auch den Himmel untertan zu machen.

Teil II. von Pfr. Carsten Köstner-Norbisrath

Liebe Gemeinde,

ja, wie ist das nun mit Himmelfahrt. Was sagt denn die Bibel. Die Apostelgeschichte erzählt uns die Geschichte der Himmelfahrt ganz knapp. Eigentlich nur in einem Vers und zwei angehängten wird es beschrieben:

9 Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen.  

Und dann noch: 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.  11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

„Ja ich werde gehen, aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes erfahren.“ Hatte Jesus zum Schluss gesagt. Ein Abschied, der nicht mutlos macht, sondern Kraft verheißt. Und nur wenige Tage später, werden die Jünger merken welche bewegende Kraft ihnen Jesus da angekündigt hat.

Aber bis dahin dauert es erstmal noch und die Menschen um Jesus sind ganz fassungslos. Allein auf der Erde, ohne Jesus. Sie erinnern sich an das unerträgliche Gefühl, dass Sie am Karfreitag überfallen hatte, als klar würde, er ist tot, aus, begraben, Ende, alles vorbei.

Dann wieder das Aufbäumen, der Hoffnung an Ostern. „Ja er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Und dann war er sogar wieder mitten unter ihnen, fast wie früher. Klar war irgendwie doch allen, lange geht es so nicht mehr weiter.

Und jetzt die Klarheit. Es ist wirklich Ende. Ja, jetzt geht er tatsächlich. Und dann noch ein paar letzte Anweisungen und die wunderbare Verheißung des Heiligen Geistes und zack, weg war er. Einfach weg, „aufgehoben in den Himmel“ Und sie könnten ihm nur noch nachsehen. Nachsehen in einen Himmel, der sich so wie immer über ihnen spannte.

Deshalb auch die vielleicht sogar spöttisch gemeinte Frage der beiden Männer in weißen Gewändern: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel?“ Klar wird er wiederkommen, wie er gesagt hat, aber jetzt ist er erstmal weg und in den Himmel starren bringt ihn nicht wieder zurück. Er kommt, ja das hat er versprochen, aber wann, das geht euch nichts an.

„Und jetzt an die Arbeit“ könnte man da nur noch ergänzen. Denn die Menschen um Jesus wussten ja eigentlich sehr genau, was ihre Aufgabe war. Jedenfalls nicht in den Himmel starren und die Hände in den Schoß legen. Und wo wären wir, wenn sie es weiter getan hätten. Eine Religion der Himmelstarrer und nicht eine Religion der Zuwendung zu den Menschen, Religion der Liebe, der Freude und des gemeinsamen Weges.

So hat es angefangen mit einem abgebrochenen Starren in den Himmel, mit einem Erinnern an das, was der Auftrag ist und mit der Verheißung der Kraft des Heiligen Geistes und der Hoffnung auf Jesus Wiederkehr am Ende der Tage. – So ist das mit Himmelfahrt.

Und hier sind wir nun, über 2000 Jahre später. Schauen immer noch mal wieder in den Himmel und staunen vielleicht sogar über die Weite, die sich da über uns spannt. Und oft genug richten sich unsere Hoffnungen eben auf den Himmel, dass er sich auftun möge und Jesus Christus in Vollmacht zurückkommen würde. All dem Unsäglichen hier auf Ende ein Ende machen würde, aufräumen in dem Chaos, dass zuerst einmal wir Menschen hier auf Erde angerichtet haben.

Aber vielleicht zeigt uns ein Blick in den Himmel auch, dass es noch eine ganz anderen Sphäre gibt. Eine über den Wolken und den Flugzeugen, auch einen über den Satelliten und Raumschiffen, eine jenseits aller bekannten und unbekannten Galaxien. Eine Sphäre, wo es nicht um schwarze Löcher geht sondern, in der Gottes Einfluss den Ton angibt. Eine Sphäre, die nicht so ist wie unsere Erde, unser Welt. Und wenn wir so schauen, dann scheint uns die Welt nicht genug zu sein.

Ja, sage ich da, die Welt ist nicht genug, aber in der Welt ist genug. Denn da gibt es das, was Gott uns in dieser Welt gebracht und uns Tag für Tag aufs Neue bringt. In Jesus, seiner bedingungslosen Zuwendung, im heiligen Geist mit seiner unbändigen Kraft und in der all umfassenden Liebe Gottes.

Also: aufhören in den Himmel zu starren – auch wenn das manchmal ganz wundervoll ist – und sich aufmachen zu den Menschen. Nicht nach oben starren, sondern sich umblicken, schauen auf das, was uns umgibt. Und das ist eben nicht nur das schlimme, grausame, schreckliche, sondern auch das wunderbare und liebevolle.

Und unsere Runde heute ist dafür ein gutes Beispiel. Klar, wir sind in dieser Welt mit allem Leid, aber wir sind auch zusammen, um miteinander zu gehen, uns zu stärken und nahe zu sein. Ja, sage ich da, die Welt ist nicht genug, aber in der Welt ist genug, wir müssen nur Augen, Ohren und Herzen öffnen. Amen

© Carsten Köstner-Norbisrath 9.5.2024

Ansprache zu Apg 1 ,3-11 „Die Welt ist nicht genug“

Teil III. von Pfr. Axel Wittenberg – für Kinder

Wir haben vorhin von der Himmelfahrt Jesu gehört. Heute erinnern wir uns nämlich daran, dass Jesus zu Gott, seinem himmlischen Vater, zurückgekehrt ist. Damit ist aber eben nicht einfach da oben das blaue Himmelszelt gemeint, oder das Weltall. Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: Gott ist nicht da, wo der Himmel ist. Der Himmel ist da, wo Gott ist. Und wo ist Gott? Ist er nur an einem Ort? > Kinder antworten lassen! Gott ist überall! 

D.h. wenn Jesus zu Gott, seinem Vater, gegangen ist, der überall ist, ist Jesus auch überall! Das ist gar nicht so einfach zu begreifen. 

Ein schönes Bild, das mir hilft, es ein wenige besser zu verstehen, ist die Luft, die wir atmen: Die ist auch überall. Ohne sie könnten wir nicht leben, obwohl wir sie auch nicht sehen! 

Manchmal können wir sie spüren (Wind/Hauch).

Manchmal merken wir, wie sie drückt, wenn es heiß ist oder schwül. Dann macht sie uns auch mal richtig Mühe. 

Manchmal erfrischt sie uns aber auch und lässt alles in uns kribbeln. 

Meistens aber nehmen wir sie gar nicht wahr. Und trotzdem ist sie da! Hält uns am Leben! Und genauso ist das mit unserem auferstandenen Herrn Jesus Christus. Der ist bei uns, auch wenn wir ihn nicht sehen, und schenkt uns Leben.  Meist merken wir das gar nicht. Nur manchmal können wir es irgendwie fühlen (wie einen Windhauch oder ein Kribbeln, oder wenn er uns herausfordert). 

Genau das hat Jesus seinen Jüngern auch gesagt:  

Wo ihr auf mich hört (sozusagen meinen Geist atmet und darin lebt) da bin ich mit euch ALLE TAGE und überall bis an der Welt ENDE. 

Ich finde, es tut so gut, DAS zu wissen. Denn wenn Jesus überall ist, ist er immer auch bei dir und bei mir. Und wir können immer mit ihm reden und wissen, dass er uns hört und bei uns ist (auch wenn wir es nicht immer sehen oder fühlen).