Gottesdienst vom 11. April 2021 (Quasimodogeniti) aus der Markuskirche zum Anhören

Hier können Sie den Gottesdienst mit Lektor Lutz Geydan, Kirchenvorsteher Norbert Lange und Oliver Vogeltanz (Orgel und Gesang) anhören:

Eingangsliturgie
Predigt

Hier können Sie die Predigt nachlesen:

Predigt am Sonntag Quasimodogeniti

Johannes 21, 1 – 14 (Neue Genfer Übersetzung)

Gott – leite uns in deiner Wahrheit und lehre uns

Der Auferstandene erscheint seinen Jüngern am See von Tiberias

Jesus zeigte sich seinen Jüngern später noch ein weiteres Mal. Er erschien ihnen am See von Tiberias, wo Simon Petrus, Thomas – auch Didymus genannt – , Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und noch zwei andere Jünger zusammen waren. Simon Petrus sagte: »Ich gehe fischen.« – »Wir auch«, sagten die anderen, »wir kommen mit.« Sie gingen zum Boot hinaus und legten ab, aber in jener Nacht fingen sie nichts. Als es dann Tag wurde, stand Jesus am Ufer, doch die Jünger erkannten ihn nicht. »Kinder«, rief er ihnen zu, »habt ihr nicht ein paar Fische für das Frühstück?« – »Nein«, riefen sie zurück, »nicht einen einzigen!« – »Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus!«, forderte er sie auf. »Ihr werdet sehen, dass ihr etwas fangt.« Sie warfen das Netz aus, aber dann konnten sie es nicht mehr einholen, solch eine Menge Fische hatten sie gefangen. Da sagte jener Jünger, den Jesus besonders liebte, zu Petrus: »Es ist der Herr!« Als Simon Petrus ihn sagen hörte: »Es ist der Herr«, warf er sich das Obergewand über, das er bei der Arbeit abgelegt hatte, band es fest und sprang ins Wasser, ´um schneller am Ufer zu sein`.

Die anderen Jünger kamen mit dem Boot nach, das Netz mit den Fischen im Schlepptau. Sie hatten es nicht weit bis zum Ufer – nur etwa hundert Meter. Als sie aus dem Boot stiegen und an Land gingen, sahen sie ein Kohlenfeuer, auf dem Fische brieten; auch Brot lag dabei.

»Bringt ein paar von den Fischen, die ihr eben gefangen habt!«, forderte Jesus sie auf. Da stieg Simon Petrus ins Boot und zog das Netz an Land. Es war voll von großen Fischen, im Ganzen hundertdreiundfünfzig. Und trotz dieser Menge riss das Netz nicht. »Kommt her und esst!«, sagte Jesus.

Die Jünger hätten ihn am liebsten gefragt: »Wer bist du?« Aber keiner von ihnen wagte es; sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat ´ans Feuer`, nahm das Brot und gab es ihnen, und ebenso den Fisch. Das war nun schon das dritte Mal, dass Jesus seinen Jüngern erschien, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Amen

Kommt her und esst.

Sie sind wieder in Galiläa. Nach Jesu Tod wollen sie zurück in ihr altes Leben, in ihre alte Normalität. Sie wissen nicht, ob das überhaupt möglich ist. Aber wo sollen die Jünger auch erst mal hin? Nun, abends entscheiden sie, Fischen zu gehen.

Schweigend verrichten sie draußen auf dem See, in der Nacht ihre Arbeit. Das Wasser ist ruhig, jeder hängt seinen Gedanken nach. Die Handgriffe sind sicher und routiniert. So lässt sich bei der Arbeit nachdenken, über die letzten Tage und über geplatzte Träume. Trotz allem gibt Ihnen die Arbeit in dieser Umgebung auch etwas Sicherheit. Sie kennen sich hier aus.

Als sie morgens wieder zurück zum Ufer fahren, haben sie nichts gefangen. Wie manches Mal, auch in ihrer alten Normalität. So ist das Leben, es werden auch wieder andere Tage kommen.

Es ist gut.

Der frühe Tag schenkt Ihnen frische Luft. Der Morgennebel taucht auf, die Morgensonne weitet und öffnet Herzen.

Am Ufer dann steht ein Mann. Er spricht sie vertraut an, er fragt: „Habt ihr etwas zu essen mitgebracht, Kinder?“

„Nein,“ erwidern sie und die Antwort des Mannes kennen wir. Er sagt ihnen, wo sie ihre Netze auswerfen sollen. Sie machen das, fangen so viele Fische, dass sie sie kaum an Land bringen können. Ein Wunder, dass das Netz nicht reißt.

Wer ist dieser Typ am Ufer?

Der Nebel lichtet sich weiter, sie kommen näher ans Ufer. Der Jünger, den Jesus liebte, flüstert Simon Petrus zu: „Es ist der Herr.“

Und Petrus? Er hört, er erschrickt, er staunt, sein Herz pocht, er spürt wie es ihn zum Ufer, zu Jesus zieht. Er ist so ergriffen, dass er handeln muss. Er springt ins Wasser und schwimmt zum Ufer. Ob er wirklich schneller ist, als die anderen? Wer weiß.

Am Ufer angekommen, sehen sie dann ein einladendes Kohlenfeuer. Vorsichtig beginnen sie zu realisieren, wem sie begegnen.

Kommt her und esst, sagt Jesus.

Er lädt sie ein, hat etwas Brot und Fisch. Sie legen noch einige von ihren Fischen dazu, alle sitzen am Feuer. Niemand spricht aus, was gerade passiert. Aber Jesus ist gegenwärtig, er ist unter ihnen. Er ist wirklich da.

Kommt her und esst. So hat Jesus sie eingeladen und Ihnen das Mahl bereitet.

Wollen wir uns dazu setzen? Wollen wir hinhören, was sie schwätzen? Teilhaben an diesem einfachen, gesegneten Mahl?

Jesus lädt auch uns ein, hören wir zu.

Sie sammeln und unterhalten sich. Sie schwatzen über das, was man nach einer arbeitsreichen Nacht auf dem See so schwätzt.

Ob sie auch über die vergangenen Jahre nachdenken oder reden? Vielleicht darüber, wie sich sich zum ersten Mal begegnet sind?

Als Jesus 3 Jahre zuvor aufgebrochen war, sind ihm Philippus und Natanaël über den Weg gelaufen. Folgt mir nach, hat Jesus gesagt und Philippus war sofort begeistert: „Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz geschrieben hat! Es ist Jesus, der Sohn Josefs; er kommt aus Nazaret,“ hat er zu Natanaël gesagt.

Und der? Der war erst mal skeptisch. „Was kann aus Nazaret Gutes kommen?“ hat er gefragt. Aber dann, als er Jesus traf, war er ganz schnell ergriffen: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes,“ sagt er und folgte ihm nach. Jetzt sitzt er mit dem Rabbi hier am Feuer.

Sicher denken sie auch an die Hochzeit in Kana, die Heilung eines Kranken am Sabbat, oder die Auferweckung des Lazarus. Ganz sicher auch an die letzten Tage vor der Kreuzigung. Die Fußwaschung, die Gefangennahme, der Prozess, die Verleugnung des Petrus, die Kreuzigung. Dem Jünger, den Jesus liebte ist bewusst, dass ihn Jesus am Kreuz gebeten hat, seine Mutter zu sich zu nehmen.

Sie sind einen langen, intensiven Weg zusammen gegangen. Diese Zeit hat nicht nur die Jünger verändert. Sie wirkt Gott sei Dank bis heute, auch für uns. Das spüren wir, hier am Feuer, in dieser Runde beim Frühstück.

Jesus ist auferstanden.

Die Zeit vergeht, das Feuer wird kleiner.

Sie waren Fischen. Das ist harte Arbeit. Aber das ist auch Verbundenheit mit der Natur inmitten der Schöpfung. Sie wissen zu schätzen, was ihnen die Erde an Nahrung gibt und danken Gott dafür. Sie gehen gemeinsam in den neuen Tag. Dieses Frühstück ist eine Stärkung für Leib und Seele. Sie sind eins mit sich, mit Gott.

Jesu Anwesenheit trägt und befreit auch ohne, dass es einer ausspricht. Je länger das Frühstück dauert, desto vertrauter und sicherer fühlen sie sich.

Unsicher waren sie in den letzten Tagen gewesen. Zweifel und Leere waren da, obwohl Jesus ihnen nach Ostern zwei Mal begegnet ist. Aber jetzt ist die Hoffnung wieder da. Jesus lässt uns nicht im Stich. Immer wieder erneuert er Gottes liebende Zusage.

Diese spürbare, anwesende Liebe Jesu muss jetzt nicht ausdrücklich erwähnt werden. Wenn wir diese Kraft wahrnehmen, trägt uns innere Gewissheit, die spürbar verbindet. Er ist da.

Irgendwann ist alles aufgegessen und erzählt. Der Tag ist endgültig angebrochen, es ist gut.

Ist jetzt wieder alte Normalität?

Nein. Jesus gibt Petrus einen Auftrag:

Weide meine Lämmer und Petrus bricht auf. Schon jetzt ist klar, dass Petrus dabei auch manche Auseinandersetzung erleben wird. Manches Mal wird er ins kalte Wasser springen, sich streiten, u.a. mit Paulus. Manche Weggabelung wird sich vor ihm auftun, das ein oder andere Mal wird es gefährlich.

Aber er weiß sich getragen, er ist sich seiner Rettung gewiss. Es ist keine alte Normalität. Es ist ein neues Leben, und baut auf eine begründete Hoffnung.

Kommt her und esst. Wir sind eingeladen.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen