Predigt zum 19. April 2020 von Lektorin Jutta Baumeister

Die Predigt können Sie unten lesen oder hier anhören:

Ein passendes Lied zur Predigt können Sie am Ende dieser Seite anhören oder auch mitsingen!

Liebe Gemeinde, 

die Osterfeiertage sind vorbei, das große Fest der Auferstehung, das Fest der Hoffnung und Zuversicht des Glaubens war letzte Woche.  

Seit Anfang März leben wir in einer Zeit des Bangens, der Angst vor einer Virusinfektion Covid 19 und daran gebunden Ausnahmeregelungen, wie Kontaktreduzierung bis hin zur Isolation, mit Verlusten verstorbener Menschen, oftmals ohne Chance, sich verabschieden zu können, mit re-duzierten Trauerfeiern, geschlossenen Kirchen und Veranstaltungen. Und mit der Sorge, wie geht das Leben danach weiter? Gemessen daran, wird vielleicht die Osterfreude, die Osterhoff-nung blasser? 

In solche Gemütslagen hinein spricht der Predigttext des heutigen Sonntags, aufgeschrieben inJesaja 40,26-31.

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer voll-zählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stär-ke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

Hier spricht ein Prophet zu den Enttäuschten und den Pessimisten; er fragt, wie kommst du darauf, zu sagen, der Gott geht vorüber an dir. Er sieht nicht, woran du leidest?  Gott ist wach, er wacht und sieht, er leidet mit, wie ein Vater, wie eine Mutter bei ihrem Kind mitleidet, das krank und in Not ist.

Wir selbst können müde werden, müde von den vielen Problemen auf der Welt, von den Krie-gen, der Klimakatastrophe, deren Konsequenz fliehende Menschen sind, die nach einer neuen lebenswerten Heimat suchen. Müde werden wir auch im Alter, wenn die Kräfte nicht mehr rei-chen. Müde werden auch die Heranwachsenden, die sich nicht angenommen fühlen, so wie sie sind, oder die an den Rand gedrängt werden, wenn sie Anders sind. 

Da stellen sich natürlich Fragen: Wie kann es weitergehen? Kann es überhaupt weitergehen? Jeder hat das sicher schon erlebt, dieses Vakuum, was uns zu Boden drückt. Und nicht nur das;  wir sind dann blind und taub für die Wege, die sich für uns öffnen.

Deshalb spricht der Prophet den Lesern und Hörern Mut zu: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht!… was hat Gott alles geschaffen, welche Werke hat er schon an uns getan….er kennt uns alle mit unserem Namen…. Er gibt uns die Kraft und die Macht, uns trösten zu lassen und von dem Trost anderen abzugeben…. Er gibt den Müden die Kraft, die sie brauchen und Stärke dem, der sich schwach fühlt“

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ – das meint keine Selbsterlösung, kein Ich-Muss-es-nur-Machen-und-Wollen –  dann wird es schon gehen.   Nein!

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ – Das richtet meinen Blick von mir weg auf Gottes Macht und seine Stärke, auf Gottes Gegenwart. Weil Gott mit Jesus auferstanden ist, werde ich mit Jesus zusammen aufstehen können, meine Müdigkeit ablegen, neue Wege erkennen und sie auch gehen können.

Der Himmel, die Sterne, die ganze Größe von Gottes Schöpfung umgeben mich, ein Werk zum Staunen. Wie wohl geordnet hat Gott die Gesetze der Natur! Was für ein wunderbares Funda-ment für unser Leben auf dieser Erde ist uns geschenkt!  Und in jedem einzelnen Teil, egal wie groß oder wie klein es ist, ist Gottes Macht zu sehen. Kein Teil fällt aus dem Bereich seiner Kraft und seiner Fürsorge heraus.

Liebe Gemeinde, seit dem 15.März, seit der Öffentlichmachung der Gefahr des Virus und die schrittweisen Einschränkungen unseres bisherigen Lebens, schien die Sonne. Der Himmel ist meist stahlblau, keine Flugzeuge sind zu sehen, immer mehr Blüten entfalten sich, Vögel zwitschern immer lauter. Wir erblicken überwinterte oder geschlüpfte Insekten. Und  -es kam  ein Stille über die Häuser der Menschen … 

Sieh dich um, das Leben pulsiert weiter, glaube daran, dass uns auch in dieser Situation Gott hindurchführen wird. Vertraue auf Gott!

Freilich: Es ist manchmal schwer, das Vertrauen durchzuhalten, an der Zusage Gottes festzu-halten, zu glauben, dass er wirklich da ist  – für jeden von uns. Wir kennen die Durststrecken im Leben und im Glauben. Und wir fürchten sie. Darum stellen sich Fragen: Was lässt mich durch-halten? Was gibt mir die Kraft? Woher kriege ich neue Energie?

Eine entscheidende Kraftquelle ist die Erinnerung an das Ostergeschehen. Ostern heißt ja, dass sich auch für mich eine Perspektive über den Tod hinaus geöffnet hat. So wie Gott an Jesus festgehalten hat im Tod, wird er auch an mir festhalten. So wie Gott Jesus aus der dunk-len Höhle des Grabes geholt hat, wird er auch mich aus dem Dunkeln holen. Mit Ostern hat Gott mir die Perspektive geschenkt, dass am Ziel meines Lebens die Rettung auf mich wartet, Luther nennt es die Seelen-Seligkeit. 

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ Erinnert euch, was Gott bisher an uns getan hat und tut! Erinnert euch, wie Gott da war und euch durchgetragen hat in eurem Leben bis zum heuti-gen Tag! 

Und vor allem: Seht auch auf das leere Grab! Seht auf das, was mit Ostern angefangen hat! Verliert das Ziel eures Lebens nicht aus den Augen! Und verliert den auferstandenen Christus nicht aus euren Herzen!

Wir brauchen immer mal wieder so etwas wie eine Sehschule des Glaubens, vielleicht noch besser: eine Sehhilfe des Heiligen Geistes: dass wir die Spuren von Gottes Hilfe in unserem Leben nicht übersehen, so auch das Gute und das Hoffnungsvolle, und dass wir das eigentliche Ziel unseres Lebens nicht vergessen.

Wir brauchen immer mal wieder eine Erinnerung an Gottes Macht und an Gottes Güte. Dazu hilft uns das Wort Gottes aus der Bibel, wie der heutige Predigttext. Und dazu helfen uns auch andere Menschen, die uns erinnern oder die selbst Zeichen von Gottes Hilfe und Zuwendung sind.

So leben wir als Christen in dieser Welt. Ostern liegt nicht hinter uns sondern vor uns! Die Zusage Gottes, dass seine Kraft stärker ist als alle Todeskräfte, die haben wir im Rücken als einen Antrieb.    Amen.

Glaubensbekenntnis nach Dietrich Bonhoeffer                           

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und  

will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen

Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlas-sen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Wir beten: 

Richte uns auf, Gott, wenn wir niedergeschlagen sind, stärke uns, wenn wir matt und müde sind und lass uns in Gedenken des auferstandenen Herrn deine Freundlichkeit schmecken.

Neue Hoffnung gibst du in unser Leben Gott, unverhofftes Vertrauen. Mit der Auferstehung Jesu lässt du auch uns auferstehen. Wir danken dir durch Jesus, der lebendig ist und unser Leben ist.

Wir bitten dich, Gott, sei bei allen, die unter dem Virus leiden, die unter Hunger, Krieg, Elend und Not leiden, erbarme dich Ihrer, tröste sie, heile sie, stärke sie, schenke ihnen Hilfe…

Führe die Sterbenden in dein Reich und tröste die Hinterbliebenen.

Segne und stärke alle, die helfend und rettend, pflegend und tröstend an den Krankenbetten stehen oder andere Hilfeleistungen anbieten, segne die, die in den Flüchtlingslagern arbeiten oder in Elendsvierteln.

Rühre die Herzen der verantwortlich Regierenden aller Länder an, damit sie in bestem Wissen und Gewissen gute Entscheidungen treffen. Segne sie, damit sie zum Segen werden.

Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsren Zeiten. Es gibt doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unsrer Gott alleine. Halleluja, kyrie eleison, Herr, Gott, erbarme dich.Der allmächtige und barmherzige Gott segne dich, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Ein Lied zur Predigt: +EG 19 Wir stehen im Morgen

Wir stehen im Morgen
  1. Wir stehen im Morgen. Aus Gott ein Schein durchblitzt alle Gräber. Es bricht ein Stein. Erstanden ist Christus. Ein Tanz setzt ein.

Refrain: Halleluja, Halleluja, Halleluja, es bricht ein Stein. Halleluja, Halleluja, Halleluja, ein Tanz setzt ein.

2. Ein Tanz, der um Erde und Sonne kreist: Der Reigen des Christus, voll Kraft und Geist. Ein Tanz, der uns alle dem Tod entreisst. Halleluja

3. An Ostern, o Tod, war das Weltgericht. Wir lachen dir frei in dein Angstgesicht. Wir lachen dich an, du bedrohst uns nicht. Halleluja …

4. Wir folgen dem Christus, der mit uns zieht, stehn auf, wo der Tod und sein Werk geschieht, im Aufstand erklingt unser Osterlied. Halleluja …

5. Am Ende durchziehn wir, von Angst befreit, die düstere Pforte, zum Tanz bereit. Du selbst gibst uns, Christus, das Festgeleit. Halleluja …