Passionsandacht vom 23. März 2022 zum Hören und Lesen

Hier können Sie die Passionsandacht vom 23. März 2022 aus der Markuskirche anhören.

Mitwirkende sind:

Musik: Schüler*innen des Friedrichsgymnasiums Kassel

Liturgie: Prädikatin Hanna Hirschberger.

J.J. Fux, Sonata à 3 Violin, Grave – Allegro
1. Lesung
L. Cohen: Halleluja
2. Lesung
E. John: Can you feel the love tonight
Gebet
Pachelbel, Kanon in D

Hier können Sie die Texte nachlesen:

Lesung: 

Mt. 26, 47ff. 

Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. 48 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift. 49 Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn. 50 Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.

Meditation

Sei gegrüßt, Rabbi … und er küsste ihn. Worte und Gesten, die den Verrat besiegeln. „Dazu bist du gekommen?“ Jesus durschaut ihn, fragt ihn an. 

Wir nehmen uns einen Moment Zeit, um in der Stille nachzudenken: 

Wo reden wir ganz anders als wir denken und handeln? 

Wo sind unsere freundlichen Worte in Wirklichkeit Waffen gegen andere?

_ STILLE _ 

Wir hören, wie es in der Erzählung weitergeht: 

Lesung: 

Mt 26, 51ff.

51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. 53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken? 54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?

Meditation

In einer Welt des Kampfes, in einer Welt der Machtsicherung und Mundtotmachens spricht Jesus zu diesem Jünger gegen das Schwert. Er spricht von der Macht Gottes, die da sein könnte, eingreifen könnte, aber für ihn nicht kommen wird, für Gott selbst nicht kommen wird. 

Für Jesus, Gottes Sohn, wird diese Engelsmacht nicht mit Gewalt und Zwang streiten – im Gegenteil: Jesus wird in die Machtlosigkeit geworfen, die Menschen erleiden: in Unterdrückung, irrationaler Gewalt, Gedankenlosigkeit. 

Gott begibt sich selbst in die Wehrlosigkeit, die Ohnmacht, um Macht und Leid am Ende zu überwinden. 

Hilft uns das in unserer Welt, in der wir mit Aggression konfrontiert sind, mit eigener Ratlosigkeit, eigener Wut und Hilflosigkeit?

Wir werden gleich Musik von Elton John hören, eine Klavierimprovisation von Lucas Lotze. In einem Textabschnitt des Liedes heißt es: 

Und kannst du heute Nacht die Liebe fühlen?
Wie sie zur Ruhe kommt?
Es ist genug, damit Könige und Landstreicher
An das Allerbeste glauben. 

Wir brauchen Momente dieser Liebe für unser Leben, für Versöhnung, Momente der Ruhe, in denen wir an eine gute Zukunft glauben, für die zu streiten auch lohnt. 

Wir brauchen Momente des Glaubens als Kraftquelle und Vergewisserung: Gewalt wird überwunden werden, Elend wird gelindert werden, auch, wenn wir davon manchmal wenig erahnen können. 

Wir bitten im Gebet um solche Momente: 

Gott, 

unsere Welt ist in Aufruhr. 

Der Frieden, der uns so selbstverständlich war, ist gebrochen. 

Wir erkennen jetzt, dass manches Wort des Friedens oberflächlich, 

manche Handlungen gegen den Frieden gerichtet war. 

Hilf uns, dass wir den Frieden nicht aus dem Blick verlieren, 

lass uns weiterhin glauben an Gnade, Treue, Vergebung. 

Lass uns verbunden bleiben mit den Leidenden, 

Lass uns Kraft finden für das Helfen, wo es uns möglich ist. 

Amen