Ostergottesdienst in der Karlsaue zum Nachlesen

04.04.2021 10:00 Uhr / Karlsaue / Pfr. Till Jansen

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! 

Liebe Gemeinde, 

mit dieser frohen Botschaft begrüße ich Sie ganz herzlich zum Gottesdienst am Ostermorgen, hier draußen in der Karlsaue auf unserem Gottesdienstplatz.  

Vor zwei Tagen, an Karfreitag, haben wir in der Markuskirche blíblische Klagetexte aus dem Alten Testament gehört und unsere eigenen Klagen vor Gott gebracht. Auf dem Altar entstand nach und nach ein Kreuz aus Steinen.

Wer wollte, konnte sich einen Stein mitnehmen und ihn umgestalten, bemalen, bekleben, beschriften. 

Heute wollen wir diese Steine wieder legen. Aber diesmal

zu einer Geschichte vom Aufbruch, von Befreiung, von neu geschenktem Leben, die Geschichte vom Auszug aus Ägypten. 

Wir feiern Auferstehung im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. 

AMEN

Lied +EG 19 Wir stehen im morgen

Wir stehen im Morgen

Worte aus Psalm 36 

6 HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. 8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! 9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. 10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Tagesgebet

Gott des Lebens, Gott des Lichts, Gott des neuen Anfangs, unter deinem Himmel kommen wir zusammen, in einer Zeit der Sorge und des Konflikts, in der Zeit der Ratlosigkeit und brauchen mehr denn je, neue Perspekitven, Licht am Horizont, Lust auf das Leben. Berge uns unter dem Schatten deiner Flügel, bis wir in dir die Fülle haben an Leben und Licht. Das bitten wir dich im Namen Jesu, der starb und auferstand, der uns nah ist in dunkler Zeit, der uns mit hineinnimmt in das Leben. Amen

Schriftlesung aus Markus 16, 1-8

1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Glaubensbekenntnis

Lied +EG 18, 1-2 Stimme die Stein zerbricht

Predigt

Ich möchte Sie einladen, eine Geschichte zu hören und zu sehen. Eine Geschichte von Menschen, wie du und ich, Menschen mit Leid, mit Hoffnung, Menschen, die Befreiung erlebt haben und an das gute Ziel gelangt sind. 

Während der Predigt wurde das folgende „Bild“ auf den Boden gelegt:

Was sind ihre Leiden? Was hilft Ihnen auf ihrem Weg? Welches Ziel erträumen Sie? Wer steht an ihrer Seite und baut Brücken in die Zukunft? 

Wir hören die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten: 

Die Israeliten lebten in einer für sie dunklen Zeit. Sie waren Sklaven in Ägypten und mussten für ihre Bauwerke Steine hauen. Ihr leben war hart wie Stein und schmerzhaft. Der Herr aber ließ die Israeliten ungesäuerte Brote als Proviant backen und führte sie in der Nacht aus den Städten und Dörfern und versprach Mose, ihrem Anführer, sie in die Freiheit zu führen: In ein Land, in dem Milch und Honig fließen. 

Und so erging es Ihnen auf ihrer Flucht: 

Exodus 2

9 Und die Ägypter jagten ihnen nach, alle Rosse und Wagen des Pharao und seine Reiter und das ganze Heer des Pharao, und holten sie ein, als sie am Meer bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon lagerten. 10 Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN 11 und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? 12 Haben wir’s dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. 13 Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. 14 Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.

19 Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat hinter sie 20 und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster und hier erleuchtete sie die Nacht, und so kamen die Heere die ganze Nacht einander nicht näher. 

Genügt es nicht manchmal, einfach eine Hand ganz sanft im Rücken zu haben? Man sieht vor sich Licht, der Rücken ist gestärkt, das Übel, das mir folgt, kann warten und holt nicht auf!

21 Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. 22 Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. 

(An dieser Stelle wird ein Gedicht von Huub Oosterhuis gelesen, eine Nachdichtung von Psalm 23, das wir hier aus rechtlichen Gründen leider nicht abdrucken können)

Dieses Glück. Diese Gnade. Momente des tiefen Vertrauens darin, dass es Leben geben wird. 

Dieses Glück. Diese Gnade. Dass wir auch Angesichts des Todes vertrauen haben in Gottes Zukunft. 

Dieses Glück. Diese Gnade. Denn die Frauen haben Zittern und Entsetzen ausgehalten, Mut gefasst, und dann doch: gesprochen, geteilt: Zweifel, Hoffnung, unglaublichen Glauben. 

Trink nur, sagst Du. Nichts wird mir fehlen. 

Weil er auferstanden ist, weil er die Kraft des Lebens schenkt über den Tod hinaus, neu ausrichtet, hin auf ein neues Ziel.

30 So errettete der HERR an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand. Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen. 21 Und Mirjam sang ihnen vor … 

Lied: +EG 18, 3-4 Bringt mir, wo ich auch sei

Fürbitten

Gott des Lebens, die Botschaft der Auferstehung bringt mir, wo ich auch sei, Botschaft des Neubeginns: Stärke uns den Rücken, dass wir aufbrechen können, wo wir gefangen zu sein meinen. Hilf uns, einander zu finden, wenn wir uns verloren haben. Schenke Kraft für Wege, die uns ängstigen,

und Hoffnung, das Leben zu finden. 

Die Botschaft der Auferstehung nimmt mir die Furcht, macht frei: Hilf loszulassen, was uns gefangen hält, hilf Zuversicht zu leben gegen die Lähmung, hilf, anderen sehen, und mit ihnen uns selbst zu finden. 

Stimme, die sagt: Ich bins, ich lebe: Lebe du auch!

In der Stille bringen wir vor dich, wo wir Hilfe zum Leben brauchen. Wer noch einen Stein vom Karfreitagsgottesdienst hat, kann diesen gern in der Stille zu den Steinen des Weges über das Meer legen. 

Stilles Gebet

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. 

Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Lied: +EG 19, 4-5 Wir folgen dem Christus

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. 

Amen