Konfirmationsgottesdienst vom 2. Mai 2021 mit Pfarrerin Fuhrhans zum Nachlesen

Hier können Sie den Konfirmationsgottesdienst vom 2. Mai 2021 nachlesen.

Die gesamte Liturgie zum Nachlesen.

Predigt anlässlich der Konfirmation

Markuskirche 02. Mai 2021 um 10:00 Uhr

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
liebe Eltern, Paten, Großeltern, 
liebe Geschwister, liebe Festgemeinde!

Heute ist ein ganz besonderer Tag für Sie und Euch. Wir feiern Konfirmation. Endlich! Und trotz allem!

Für Euch ist die Konfirmation ein wichtiges Fest auf dem Weg zu Gott

Aber auch für die Eltern ist das ein wichtiger Tag. Ihr Kind wird erwachsen. 

Zwar ist es bei uns nicht mehr so wie früher, als die Kinder am Tag nach der Konfirmation in die Lehre gekommen sind. Ihr werdet Euer Zuhause vorerst noch nicht verlassen, aber Ihr seid auch keine Kinder mehr. – Und das fühlt sich sicher für alle Beteiligten auch etwas seltsam an. –

War es nicht erst gestern, oder sagen wir mal vorgestern, dass die Eltern euer Kinderzimmer eingerichtet haben, dass eine Wiege oder ein Kinderbett mit bunten Vorhängen verziert wurde und die ersten Spielsachen ins Haus kamen? Ist doch noch gar nicht so lange her.

Nun sieht euer Kinderzimmer schon anders aus. Die Kuscheltiere sind verschwunden; die meisten jedenfalls, das Lieblingskuscheltier ist vielleicht geblieben, die anderen nicht. Auf dem Schreibtisch steht ein Computer; – nehme ich an.- Die Kinderbilder sind Postern gewichen, die Bausteine Fußbällen, die Puppen Schminkutensilien und es ist auch nicht mehr alles rosa oder hellblau.

Es wird weitere Veränderungen geben und irgendwann werdet Ihr ganz ausziehen. Ihr werdet eine Ausbildung machen, werdet studieren, in ein paar Jahren eine eigene Wohnung beziehen, eine eigene Familie gründen, ein Haus bauen, …, kurz, Ihr werdet Euren Weg gehen.

Erinnert ihr euch noch: auf der Konfirmandenfreizeit haben wir Grundrisse gemalt von eurem Zuhause wie es ist und von eurem Zuhause wie es wäre, wenn Ihr darüber entscheiden könntet. Da wurden die Räume plötzlich viel größer und es wurde an und umgebaut, erweitert und umgeschoben: Hier noch ein Fenster, da noch ein Balkon, eine Garage oder gar ein Pool. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Die Lebenshäuser, die wir in unserer Phantasie bauen, sind immer größer und schöner als in der Realität. Sie haben große Fenster, durch die viel Licht hineinkommt. Sie strahlen Geborgenheit aus und sind für jeden offen. 

Wir wünschen uns ein gastfreundliches Haus, in dem sich viele Menschen gerne aufhalten, in den sie zusammen feiern und eine gute Stimmung verbreiten. 

Um eine gute Feststimmung auszuhalten, muss es allerdings auch stabil sein und Platz genug haben, damit man sich nach Bedarf auch in die eigenen vier Wände zurückziehen kann, wo man ungestört ist und seine Ruhe hat. 

Schließlich soll Euer Haus ein friedliches Haus werden. Streit und Konflikte müssen draußen bleiben, stattdessen sollen Freundschaft und Friede unter den Hausbewohnern herrschen. Auch die Umgebung Eures Hauses sollte freundlich sein. Ein Balkon, ein großer Garten, keine Autobahn in der Nähe, nette Nachbarn. So stelltet ihr Euch das vor.

Oft ähneln die Häuser unserer Vorstellung unseren realen Elternhäusern, vermitteln diese doch ein Gefühl von Geborgenheit.

Wichtig ist in jedem Fall, dass die Häuser genügend Freiräume haben und nicht zu eng sind. Manchmal schaffen zu viele Regeln zuhause auch unnötig Stress und Konflikte. Das schadet dann dem Familienleben. Gerade in der Coronazeit ist es in so manchem Haus ziemlich eng geworden und das Zusammenleben hat viel Mühe gemacht.

Zum Thema Zuhause möchte ich Ihnen und Euch jetzt eine der bekanntesten biblischen Geschichten aus dem neuen Testament vorlesen. Sie kennen, Ihr kennt sie unter dem Titel „Der verlorene Sohn“. 

Jesus erzählt im Lukasevangelium im 15 Kapitel von Vers 11 an folgendes:

Ein Mensch hatte zwei Söhne.

Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.

Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.

Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.

Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger!

Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater.

Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.

Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.

Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 

Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.

Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde!

Das Haus, von dem Euch Jesus in dieser Geschichte erzählt, passt gut zu Euren Lebenshäusern. Es ist ein einladendes Haus, in dem viele Menschen sich freuen und, wie wir heute, zusammen ein großes Fest feiern. Ein guter Platz also, an dem man sich wohlfühlt und gerne aufhält. Aber das wichtigste an diesem Haus ist nicht seine gute Stimmung, sondern seine Gastfreundschaft. 

Es ist ein Haus mit einer weit geöffneten Tür, vor der der Hausherr seine eingeladenen Gäste voller Freude erwartet. E ist ein Zufluchtsort auch für denjenigen, der es – aus welchen Gründen auch immer –  an diesem Ort nicht mehr ausgehalten hat und die weite Welt sehen wollte. Gerade ihm, der enttäuscht und ohne jede Hoffnung zurückkommt, in diesem Haus jemals wieder aufgenommen zu werden, empfängt der Hausherr mit offenen Armen.

Es ist ein Haus mit vielen Zimmern, in dem der, der dableibt genauso seinen Platz hat wie der, der nach langer Entfernung zurückkehrt.

Ich denke, wir wissen alle, dass Jesus in diesem Gleichnis Gott und sein Haus beschreibt. Das Haus also, zu dem ihr seit Eurer Taufe gehört und für das Ihr Euch heute in Eurer Konfirmation selbst entscheidet. 

Weil Ihr Euch heute entscheidet, bei Gott in seinem Haus zu bleiben, dürft Ihr auch von ihm Hilfe für Euer Lebenshaus erhoffen. Über diese Hilfe, die der christliche Glaube Euch gibt, damit Euer Lebenshaus nicht einfällt, haben wir im Unterricht gesprochen:

Trost und Verständnis, wenn Ihr traurig und mutlos seid, könnt Ihr beim Beten von Gott bekommen. 

Wenn Ihr Hilfe bei schwierigen Entscheidungen braucht oder Frieden in eurem Lebenshaus herstellen wollt, dann denkt immer an Gottes gute Gebote

Vergebung, wenn Euch Fehler bedrücken, könnt Ihr beim Abendmahl erfahren

Und, wenn Ihr Gemeinschaft und Freude sucht, könnt Ihr sie in den Gruppen der Gemeinde finden.

Eure Konfirmation ist aber nicht nur die Entscheidung für Gott und sein Haus, sondern auch Gottes Versprechen an Euch, dass Ihr zurückkommen könnt, egal wie lange und wie weit Ihr von ihm entfernt ward. Ihr seid von heute an nicht mehr nur Gäste und Fremde bei Gott, sondern Gottes Hausgenossen.

Und wer bei Gott wohnen darf, weiß, dass es auch für jeden von uns viel Platz bei ihm gibt. Jesus sagte einmal im Johannesevangelium (Joh. 14,2): „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“und meinte damit, dass es in Gottes Haus keine Platzhirsche gibt. Da muss ein älterer Bruder, der zuhause geblieben ist, dem jüngeren, zurückgekehrten den Platz nicht streitig machen.

Jeder von Euch kann seinen Platz dort finden, wo er sich am wohlsten fühlt: direkt im Wohnzimmer, im Gottesdienst, im Hobbyraum, bei der Jugendgruppe, ungestört in den eigenen vier Wänden, beim Beten oder im Garten beim guten Gespräch mit den Nachbarn. Gott bewertet seine Wohnungen nicht.

Mit Eurer Konfirmation bekommt Ihr für immer Hausrecht in Gottes Haus. Höhepunkt ist zweifellos die Einsegnung. 

Einsegnung d.h. Gott streckt wie der Vater im Gleichnis seine Arme nach Euch aus, er nimmt Euch in den Arm. Als Zeichen dafür erhaltet Ihr nachher den Segen mit ausgestreckten Armen. 

Ihr seid willkommen in Gottes Haus, könnt dort einen Platz finden, den Euch niemand streitig machen wird. Es ist und bleibt Euer Zuhause.

Und, weil Ihr ab heute Gottes Hausgenossen seid, könnt Ihr Euer eigenes Lebenshaus voller Hoffnung und im Vertrauen auf Gott bauen.

Er wird Euch dabei unterstützen. 

Amen.