Gründonnerstag zu Hause!

Liebe Gemeinde, 

es ist Gründonnerstag. Ein erster von drei sehr wichtigen Festtagen im christlichen Festkalender. Wir feiern die Einsetzung des Abendmahls, das Jesu Kreuz und Auferstehung deutet und uns in Karfreitag und Ostern mit hineinnimmt. Jesu Leib für dich gegeben, Jesu Blut für dich vergossen. Das Abendmahl zeigt: Karfreitag und Ostern sind nicht nur Festtage, an denen wir an eine längst vergangenen Geschichte zurückdenken, sondern es hat etwas mit mir und dir heute zu tun: Für dich! Der Gründonnerstag stimmt uns nicht nur auf die kommenden Festtage ein, das Abendmahl nimmt uns mit hinein. Karfreitag ist ein Tag, an dem wir uns unserer eigenen Schuld bewußt werden und zugleich auch der Liebe Gottes, die uns diese Schuld nicht anrechnet. Alles, was schwer auf unserem Leben liegt wird spürbar und soll Raum haben. Traurigkeit hat ihren Platz, aber auch die Gewißheit, dass dies alles unser Leben nicht erdrücken soll. Das Leben bricht sich allmählich bahn und wird Ostern neu ins Licht kommen. In der Bewegung dieser Feiertage zwischen Trauer, Schmerz und neuem Leben und Licht nehme ich immer viel Dankbarkeit wahr für das, was uns an der Zusage Gottes geschenkt ist: Schuld wird vergeben, Uneinigkeit versöhnt und Leben verheißen. 

In diesem Jahr können wir leider nicht gemeinsam Gottesdienste feiern. Bei Facebook kuriserte schon dieses Bild: 

Aber das muss ja nicht sein! Auch wenn wir Gründonnerstag nicht in der Kirche feiern können, so können wir diesen Tag doch in unseren Häusern gestalten und der Botschaft Gottes an uns Raum geben. 

So sah der Altar beim vorletzten Weltgebetstag in unserer Kirche aus.


Daher machen wir an dieser Stelle einen Vorschlag, wie das geschehen könnte, auch wenn wir uns nicht als Gemeinde in der Kirche versammeln können. 

Das Abendmahl hat seinen jüdischen Ursprung tatsächlich in einer häuslichen Familienfeier: Dem Sederabend, also dem Abend vor dem Passafest. An diesem Abend versammelt sich die Familie, zum Teil auch mit Freunden, an einem gedeckten Tisch, auf dem Lebensmittel stehen, die an die Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens erinnern. Dort stehen Bitterkräuter, die an die bittere Zeit in Ägypten erinnern, Humus, das mit seiner Farbe an die Lehmziegeln erinnert, die die Israeliten in Ägypten herstellen mussten, ungesäuertes Brot, das an den Aufbruch aus Ägypten in die Wüste erinnert, Wein, der in mehreren Gängen getrunken wird und an die Freundlichkeit und Treue Gottes erinnert und noch einiges mehr. 

Zu diesem Mahl hat sich Jesus mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung und seinen Leiden zusammengesetzt. An diesem Abend aber hat Jesus das Mahl umgedeutet: Es ist nicht mehr allein ein Essen, das an den Auszug aus Ägypten erinnert, sondern es verweist nun vielmehr auf seinen Kreuzestod und seine Auferstehung: Sein Leib und Blut werden gegeben für die Vergebung der Sünden, er gibt sich hin, um den Tod mit Leben zu überwinden. In ihm entsteht ein Bund Gottes mit den Menschen: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt (Johannes 11,25). 

Dieses Mahl stiftet durch Jesus Christus Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft unter all denen, die es feiern, weil sie zum selben Bund mit Gott gehören, eine jede und ein jeder, wie er oder sie ist. 

So lasst uns an diesem Gründonnerstag diese Gemeinschaft mit Gott und untereinander feiern, wenn schon nicht in der Kirche, so doch in unseren Häusern. 

Lassen Sie uns den Tisch decken mit Brot und Wein oder Traubensaft und anderen köstlichen Dingen, die der Seele gut tun, Kerzen entzünden und uns einen Moment Zeit nehmen, um Gott für diese Gemeinschaft zu danken. Lassen Sie uns in den Familien gemeinsam essen und mit einem kleinen Text oder einer kleinen Andacht das Mahl beginnen. 

Wenn Sie alleine leben, dann decken Sie trotzdem den Tisch so, wie Sie es schön finden und verabreden sich zu einem Telefonat mit der Familie oder guten Freunden. Sagen Sie einem Menschen, dass er Ihnen wichtig ist und danken Sie für Gemeinschaft und Leben. 

Wenn Sie mögen können Sie dazu folgende Texte für sich lesen oder vorlesen: 

Die Texte können Sie hier auch als Datei herunterladen und ausdrucken 

Wir feiern Gründonnerstag. 

Nicht nur wir / ich allein, sondern in vielen Häusern gedenkt man heute deines Bundes Gott, den du mit uns Menschen geschlossen hast und den du uns geschenkt hast. 

Dafür danken wir. 

Vor dir bedenken wir, was in unserem Leben schwer ist. 

Vor dir bedenken wir, was wir anderen, uns selbst und dir schuldig geblieben sind. 

Vor dich bringen wir unser Vertrauen, dass du vergibst und versöhnst. 

Vor dich bringen wir unser Vertrauen, dass du Leben schenkst.  

Wir bitten dich: Sei unser Gast und schenke uns Frieden. 

Schriftlesung aus Matthäus 26: 

Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? 18 Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. 19 Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm. 20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.…  26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. 27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. 29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. 30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Amen

Du hast das Abendmahl eingesetzt, damit wir mit dir und miteinander verbunden werden zu deiner Gemeinde. In Brot und Wein/Saft schmecken wir deine Freundlichkeit und Treue. 

[Wenn Sie mögen, dann können Sie auch Brot und Wein/Saft miteinander teilen oder für sich selbst in Verbundenheit mit allen Christen zu sich nehmen und dazu sagen:]

Wort zum Brot: 

Christus spricht: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. (Johannes 6,51)

Wort zum Wein/Saft: 

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. (Johannes 15,5). 

Als Dankgebet: 

Danket dem Herrn,
denn er ist freundlich
und seine Güte währet ewiglich.
Amen

Lassen Sie sich das Abendessen nun gut und fröhlich schmecken. Feiern Sie das Leben und die Gemeinschaft! 

Mit herzlichen Segenswünschen, Pfr. Till Jansen