Gottesdienst vom Gründonnerstag 2021 zum Anhören und Nachlesen

Hier können Sie den Gottesdienst vom Gründonnerstag aus der Markuskirche mit Pfarrerin Fuhrhans und Kantor Juergen Bonn anhören:

Eingangsliturgie
Predigt
Abendmahl und Ausgangsliturgie

Herzliche Grüße aus der Markuskirche!

Predigt zum Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag

Herr gib, dass wir recht reden und hören. Amen.

Liebe Gemeinde! 

Jesus feiert Abendmahl. Das erste Mal vor nun fast 2000 Jahren.

Seitdem feiern wir in seinem Namen. Wir laden ein in seinem Namen. er ist unser Gastgeber und teilt sich aus in Brot und Wein / Saft. Und auch, wenn das Mahl sich gewandelt hat, so ist das doch geblieben, dass er sich uns gibt; greifbar, spürbar, uns ganz nahe. Ihn feiern wir. 

Und wir feiern seine Bedeutung für uns. Deshalb möchte ich heute einmal nach den Gästen des Abendmahles fragen: Wer sind Sie? Die Gäste Jesu?

Die, die mit ihm zu Tische lagen; vor fast 2000 Jahren?

Die, die sich im Laufe der Jahrhunderte an seinen Tisch haben einladen lassen?

Und wir, die wir uns heute, nach einem Jahr ohne Abendmahl an seinen Tisch trauen und uns von ihm einladen lassen?

  1. Fangen wir mal beim Anfang an: Was wissen wir über die Gäste beim ersten Abendmahl?

Seine Jünger waren dabei, zwölf sehr unterschiedliche Charaktere.

Allen immer voran Simon Petrus. Er stammt aus Bethsaida und war Fischer in Kafarnaum. Er war sehr spontan und hielt nicht immer, was er in seinem Feuereifer versprach, aber Jesus nannte ihn trotzdem „Fels“ und beschloss seine Kirche auf ihn zu bauen. Er ist der Einzige, von dem man sicher weiß, dass er verheiratet war, weil Jesus seine Schwiegermutter vom Feber geheilt hat.

Andreas, der Sohn des Jona, aus Bethsaida. Auch er war Fischer in Kafarnaum als er Jesus begegnete. Als einer der ersten schloss er sich ihm an

Jakobus der Ältere, Sohn der Salome und des Zebedäus. Er war der Bruder des Johannes, ein Fischer am See Genezareth, gehört mit Petrus und Johannes zu den sog. Donnersöhnen. Diesen Spitznamen hatten sie, weil sie so eifrig waren, so schnell Feuer und Flamme für etwas.

Sein Bruder Johannes, war der Lieblingsjünger Jesu. Er war als einziger beim Prozess dabei, was dafürspricht, dass er gute Kontakte in Jerusalem hatte, dass er bekannt war. Er hat Jesus besonders nahegestanden, denn er harrte unter dem Kreuz aus und nahm nach der Kreuzigung Maria bei sich auf.

Jakobus der Jüngere, war der Sohn des Alphäus und der anderen Maria. Mehr wissen wir nicht über ihn.

Matthäus, ein ehemaliger Zöllner, Jesus war einmal bei ihm zu Gast und er bekehrte sich und änderte sein Leben. Nach dem Festmahl folgte er Jesus nach.

Bartholomäus auch Nathanael genannt, stammt aus Kana in Galiläa. Er war Freund des Philippus und stand Jesus zunächst kritisch gegenüber. 

Philippus stammt aus Bethsaida in Galiläa. Er war ein Freund des Andreas und war zuvor ein Jünger von Johannes dem Täufer. Zunächst wollte er von Jesus gar nichts wissen: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ aber er war neugierig und schloss sich Jesus an.

Simon war ein Zelot. Obwohl er mit Jesus zog, hat er sein Messer nicht abgegeben. Er blieb jederzeit zum Aufstand und zum Kampf bereit, so wie es bei den Zeloten verabredet war.

Thaddäus Sohn des Jakobus, von dem wir wissen, dass er zumindest ein Sympathisant der Zeloten war

Thomas, der Zwilling, der später der Ungläubige genannt wurde, der auch zuvor schon so vieles hinterfragte und ganz genau wissen wollte.

Und dann war da noch der andere: Judas Iskariot, der, der Jesus verriet, was aber schon bald bereute. Jesus wusste es und trotzdem ist er beim Essen mit dabei, allerdings nicht ganz bis zum Schluss. „Was Du tun musst, tue bald!“ sind die letzten Worte, die Jesus an ihn richtete. Wir wissen nicht, was Judas mit dem Verrat bezweckt hat. Das Geld allein, kann es nicht gewesen sein. Er verwaltete zwar den Beutel, aber geldgierig war er nicht. Vielleicht wollte er Gott einfach herausfordern. Bei Johannes heißt es, der Teufel habe von ihm Besitz ergriffen.

Es ist übrigens anzunehmen, dass auch mehrere Frauen dabeiwaren.

Maria, Jesus Mutter und Salome, die Mutter von Jakobus und Johannes, die für ihre Söhne von Jesus den Platz zur rechten und zur Linken im Himmelreich erbeten hat, die andere Maria, die Mutter des anderen Jakobus und Maria von Magdala, die Jesus geheilt hatte. Vermutlich waren noch Johanna, die Frau eines königlichen Beamten und Susanna dabei. Sie alle waren Jesus treu ergeben. So treu, dass sie seinem Sterben zusahen und ihn beweinten. So treu, dass sie später die ersten Zeugen der Auferstehung wurden.

Es war eine recht bunte Schar damals. Was mir auffällt ist, dass es ganz normale Menschen waren, die das Abendmahl mit Jesus feierten. 

Menschen, die begeisterungsfähig waren, die einen besonderen Weg eingeschlagen haben, die aber zugleich auch im tiefsten menschlich waren, die zweifelten, die scheiterten, die oft nicht weiterwussten und die vor alle nicht immer verstanden haben, was Jesus wollte.

  • Ich komme zu den Menschen, die in den folgenden Jahrhunderten seine Gäste waren. 

Die Menschen, der alten Kirche, die etwas ganz Neues wagten, die etwas aufgebauten, die sich einließen auf Jesus, die alles miteinander teilten, die einstanden für ihren Glauben und von denen nicht wenige ihr Leben verloren haben.

Die Christen in Korinth, bei denen es wegen des Abendmahls zum Streit kam und denen wir verdanken, dass es heute kein wirkliches Abendessen mehr ist, sondern nur noch Brot und Saft / Wein geteilt werden und dass die Einsetzungsworte fest formuliert wurden.

Die Gläubigen zur Zeit der großen Konzilien, die mit all ihrer Kraft um die Wahrheit gerungen haben und die unter Kirchenspaltungen gelitten haben.

Die Menschen in den folgenden, finsteren Jahrhunderten und im Mittelalter, die umgetrieben waren von der Angst vor dem Bösen und dem Teufel, die in großer Sorge waren, beim Abendmahl etwas falsch zu machen und die sich kaum trauten, es zu feiern, die deshalb irgendwann gar keinen Wein mehr bekommen haben und denen man das Brot direkt in den Mund schob.

Die Menschen in der Reformationszeit, die anfingen nachzudenken über ihren Glauben und die für ihre Überzeugung und ihre Freiheit kämpften, die umgetrieben waren von der Frage nach dem Heil, die gerungen haben um die Bedeutung des Abendmahls: Ist das Brot nun Jesus Leib und der Wein sein Blut? Wie es die katholische Kirche sieht. 

Oder ist es nur damit vermengt und trennt sich danach wieder? Wie die Lutheraner behaupten. Oder steht es nur dafür und ist ein Symbol? Wie die Reformierten es glauben. Bis heute trennen uns diese unterschiedlichen Abendmahlsauffassungen von der katholischen Kirche.

Immer wieder ist über die Bedeutung des Abendmahls diskutiert worden und immer wieder haben Menschen es mehr mit Sorge als mit Freude betrachtet. 

Zur Zeit des Pietismus war der Wunsch alles richtig zu machen, sehr groß. Alles musste seine Ordnung haben und am Vorabend des Abendmahl musste man beichten gehen, um daran teilnehmen zu dürfen. Rein wollte man sein, wenn man mit Jesus feierte.

Meine Urgroßeltern und Großeltern haben diesen Aspekt des Abendmahls noch sehr ernst genommen. Zum Abendmahl ging man ordentlich gekleidet, niemals im Mantel, mit ernstem Gesicht und sehr geordnet. Mit einem weißen Spitzentaschentuch wischte man sich den Mund ab und, wer am Tag zuvor gefeiert hatte, durfte nicht gehen. „Das Abendmahl ist eine ernsthafte Angelegenheit“, pflegte meine Großmutter zu sagen. Deshalb ging sie auch nur zweimal im Jahr und nur, wenn sie an der Reihe war. „Weihnachten und Pfingsten gehen die Allerjüngsten, Ostern und Michel, gehen die alten Brüchel.“ Vielleicht kennen das einige von Ihnen noch. 

Dann kamen die 68er und das wirkte sich auch auf das Abendmahl aus. Die Gemeinschaft und das Miteinander wurden betont. Agapemahle kamen in Mode. Auf Kirchentagen wurde in großen Gruppen mit viel Nähe gefeiert. Der Aspekt der Freude über das uns zuteilgewordene Heil wurde in den Vordergrund gerückt. Bunt wurden sie, die Abendmahle dieser Zeit. Es wurde wieder häufiger gefeiert. Die Kinder wurden eingeladen.

Mit unserem Pfarrer feierten wir Mitarbeiterabendmahle im Chorraum der dunklen Kirche und wir fanden es toll. Es war wirklich etwas ganz Besonderes.

Und das ist es für mich immer noch. Ich feiere sehr gerne Abendmahl.

  • Heute feiern wir Abendmahl; Sie und ich.

Ein Jahr lang haben wir das jetzt nicht getan. Wegen Corona, aus Angst uns anzustecken, weil es uns dann doch nicht so wichtig ist, …

Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem. 

Nun aber doch. Wie stehen wir hier? Was bewegt uns? 

Natürlich kann ich diese Frage für Sie nicht beantworten. Aber Sie können es. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit zum Nachdenken!

Fangen Sie in Gedanken ein kleines Gespräch an mit ihrem Gastgeber Jesus, der schon immer der Gastgeber des Abendmahls war und es immer sein wird! 

Ihm begegnen wir hier und jetzt. 

Was bringen wir mit? An Freude, aber auch an Sorgen, …

Was geht in uns vor? …

Was wollen wir ihm sagen? …

Was müssen wir unbedingt loswerden? …

Worum bitten wir ihn? …

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken!“ sagt unsere Gastgeber. Und da stehen wir nun mühselig und beladen und voller Erwartungen. Ihm geben wir, was uns belastet. 

Ihm, der einen schweren Weg vor sich hat und der das mitnehmen wird, was wir ihm noch aufbürden, denn dafür ist er gestorben und auferstanden. 

Ihm der unsere Last fortträgt, damit wir frei werden.

Auch das feiern wir im Abendmahl mit seinen Jüngern und Jüngerinnen, mit allen Menschen der Kirchengeschichte, mit allen, die uns vorangegangen sind, und mit allen, die heute feiern.

Wir sind eine große Gemeinde. Vielleicht sind heute nicht alle dabei, aber eines ist sicher, keiner steht draußen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 


Hier gibt es die gesamte Liturgie zum Nachlesen.