Gottesdienst vom 19.07.2020 aus der Markuskirche zum Nachlesen

6. Sonntag nach Trinitatis, mit Lektorin Jutta Baumeister und Kantor Juergen Bonn

Orgelvorspiel:  Herr Bonn

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und       Erde gemacht hat. Amen   

Der 6. Sonntag nach Trinitatis erinnert uns an unsere Taufe: Wir dürfen leben unter dem großen Vorzeichen der Liebe Gottes. Und was können wir selbst tun? 

Ich bin getauft auf deinen Namen  (schlagen sie gerne nach in ihrem Gesangbuch EG 200, 1,2+4)

Meditation zu  Ps 139         (Stephan Goldschmidt)                                                                                                          Du weißt, Gott, wie es um mich steht, du kennst alle meine Gedanken;  ob ich sitze oder stehe, du weißt es und verstehst meine dunkelsten Grübeleien.            Ob ich gehe oder liege, du bist mir nahe und begleitest mich auf allen meinen Wegen. Kein Wort geht über meine Lippen, das du nicht schon kennst. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Wohin ich auch gehe, dein Geist ist mir nahe und du bist mir freund-ich zugeneigt. Selbst wenn ich über den Himmel führe oder mich zu den Toten legte, du bist immer für mich da. Nähme ich der Morgenröte Flügel und flöge bis an den Horizont, auch dort wäre ich geborgen in deiner Hand.                             Du hast mich erschaffen und im Leib meiner Mutter geformt. Ich danke dir, das ich so wunderbar gemacht bin.     Du wusstest schon von mir, lange bevor ich geboren wurde, und alle Tage meines Lebens sahst du vor Augen, wie in einem aufgeschlagenem Buch. Gott, du weißt, wie es um mich steht. Du kennst auch meine geheimsten Gedanken.                       

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit, amen.

Wir beten:   Beschenkt sind wir mit einem wunderbaren Leib und einer Seele, in der Gottes Stim-me hörbar und sein      guter Geist spürbar sein sollen. Dankbar dürfen wir sein und froh über die Freundlichkeit und Güte unseres Gottes.  Auch, wenn wir mitunter Gottes Stimme überhören, er verzeiht. In unserer Taufe hast du uns, Gott, zu deinen Kindern gemacht und uns deine Treue zugesagt in allen Lebenslagen. Hilf uns,            dir zu glauben und von ganzem Herzen zu vertrauen. Wir bitten dich im Namen deines Sohnes Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen

Lesungstext zur Predigt zu 5.Mose 7, 6-12       (Gute Nachricht )

6 Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott, ihr gehört dem Herrn. Der Herr, euer Gott, hat euch unter allen Völkern der Erde ausgewählt und zu seinem Eigentum gemacht. 7 Das tat er nicht etwa, weil ihr größer seid als die anderen Völker – ihr seid vielmehr das kleinste unter ihnen! 8 Nein, er tat es einzig deshalb, weil er euch liebte und das Versprechen halten wollte, das er euren Vorfahren gegeben hatte. Nur deshalb hat er euch herausgeholt aus dem Land, in dem ihr Sklaven wart; nur deshalb hat er euch mit seiner starken Hand aus der Gewalt des Pharaos befreit. 9 Er wollte euch zeigen, dass er allein der wahre Gott ist und dass er Wort hält. Er steht zu seinem Bund und erweist seine Liebe bis in die tausendste Generation an denen, die ihn lieben und seine Gebote befolgen. 10 Aber alle, die sich ihm widersetzen, bestraft er auf der Stelle und vernichtet sie. Er wird nicht zögern, sondern jeden auf der Stelle vernichten, der ihn missachtet. 11 Darum haltet euch stets an seine Weisung, an die Gebote und Rechtsbestimmungen, die ich euch heute verkünde! Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Wir bekennen unseren Glauben:                               

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.                                                                                            

 Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,                                                                               gelitten unter Pontius Pilatus,  gekreuzigt, gestorben und begraben, 

hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort        wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.  Amen.

Du hast mich, Herr, zu dir gerufen       (schlagen sie nach in ihrem Gesangbuch EG 210,1-5)

Predigt zu 5.Mose 7, 6-12: 

Liebe Gemeinde, für immer erwählt ist das Volk Gottes – Israel!  Was heißt Erwählung? Erwäh-lung, das ist bedingungslose Liebe. Gott hat Israel beschenkt, Gott hat sich selbst geschenkt. Nicht weil dieses kleine Volk irgendetwas zu bieten hätte. – Gott wollte es so. Er steht zu seinem Wort und sein Wort ist immer gültig – für immer, heißt es.

Was war bisher geschehen? Mose ist mit seinem Volk an der Grenze zum verheißenen Land an-gekommen. Wüsten- j a h r e liegen hinter ihnen. Mose selbst wird das Land nicht mehr betreten und erleben können. Er ist alt, – es wird einen neuen Leiter geben. Darum erinnert Mose Israel noch einmal deutlich und eindringlich an das, was sie alles mit Gott erlebt haben und mit welcher Treue sie Gott beschenkt hat. Er erinnert an die Väter des Volkes, Abraham, Isaak und Jakob, später selbst „Israel“ genannt. Er erinnert an ihre wunderbare Befreiung aus Ägypten, wo sie jah-relang Sklaven und Gefangene waren. Nicht sie, sondern Gott hat gekämpft, hat sie gerettet, ER hat‘s bewirkt, dass der Pharao sie ziehen ließ.       Gott hat das Wasser geteilt, hat sie in ihren schwe-ren Wüstentagen wunderbar ernährt u.a. Und schließlich erinnert Mose sie an das Gesetz, an Gottes Gebote. Auch sie sind ein Zeichen seiner Liebe zu ihnen. Seine Gebote sind gut und sie werden ihnen leben helfen. 

Gerade weil Israel die Treue Gottes erlebt hat, macht Mose deutlich: „Nicht weil ihr größer wäret als alle Völker, sondern weil er euch liebt, steht er hinter euch!“ Allein Gottes Liebe ist der Grund der Erwählung. Dabei fällt auf, dass Gott eine besondere Liebe für alles Kleine und Schwache hat. Sein Herz schlägt für Menschen, die in dieser Welt keine großen Leuchten sind. Gott sieht alles das, was in dieser Welt nicht angesehen ist. So hat Gott Mose zu seinem Diener erwählt, obwohl Mose ein Mörder war und ein Zweifler an sich selbst. Trotzdem oder gerade deshalb hat sich Gott für Mose entschieden, ihn für seinen Plan zu gewinnen und zu gebrauchen. Auch Josef erwählte Gott, – einen Träumer, der verwöhnt und hochnäsig seinen Brüdern gegenüber war. Doch Josef musste zuerst das Leid kennenlernen, als Sklave verkauft, herumgestoßen und erniedrigt, wurde er sogar ins Gefängnis geworfen. Doch am Ende hat er dafür gesorgt, dass sein Volk nicht ver-hungern musste.  Ihnen fallen sicher auch noch andere Erwählte ein, die ihre Schwächen hatten. Gott hat ein Herz für alles Kleine und Schwache und Zerbrochene. Den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er bringt ihn neu zum Brennen. Er gibt ihm Kraft. Er macht eine Leuchte aus ihm. 

Schauen wir auf uns, so erkennen auch wir unsere Grenzen, unsere Schwächen, unsere Halb-heiten. Aber Gott ist ganz. Ganz für den, den er erwählt hat, ganz für jeden von uns, die wir ge-tauft sind. Gott steht uns mit seiner Kraft, mit aller Treue und all seiner Liebe zur Verfügung. Er bietet uns seine Liebe an, wie ein Bräutigam.  Im Alten und Neuen Testament wird die Erwählung Gottes mit der Ehe verglichen. Gott hat sich eine Braut gesucht und hat sich Israel ausgesucht. Gott sehnt sich nach einem Volk, wie ein Mann nach einer Frau. Gott sehnt sich nach einem Volk, dass er lieben kann und das ihn liebt. Ein Volk, an dem er sich zeigen kann. Er wünscht sich eine Braut, der er treu ist und die ihm treu ist. 

Ich kenne ein Ehepaar, da möchte die Frau in Zeitabständen bei ihrem Mann wissen, ob er sie noch liebt. Dabei soll er ihr 10 Gründe nennen, weshalb er sie liebt. Das läuft dann so ab; Der Mann geht darauf ein und nennt ihr die Gründe, doch schlussendlich  sagt er: „Du weißt ja, ich liebe Dich, weil ich dich erwählt habe!“                                                                                                      Wir wissen alle, dass wir uns in natürlicher Weise verändern, und auch die Verliebtheit wandelt sich. Schön ist, wenn es uns gelingt, uns innerhalb der Ehe zu befruchten, dass jeder sein Selbst so leben kann, dass ihm Zufriedenheit und Freude abzuspüren ist. Auch Zeiten, in denen das Glück nicht so zu fassen ist, erleben wir als Ehepaar, was uns fester zusammenrücken lässt; Verständnis und Versöhnung. Auch Gott ist seinen Kindern nah, besonders in Schwierigkeiten und trägt sie hindurch.

Selbst Leid, Elend, Krankheit und Tod kennzeichnen unser Leben. Israel litt unter der ägyptischen Knechtschaft, auch auf der Wanderschaft, trotz der Wunder Gottes. Erwählung heißt also nicht, dass es den Erwählten immer gut geht. Vielleicht hat kein Volk der Welt so viel gelitten, wie Israel. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, geriet das Volk in weitere Gefangenschaften, wurde verfolgt durch Verschwörungstheorien und Schuldzuweisungen, wurde ausgegrenzt durch Hass- Eskapaden, wurden verbannt und ermordet. Der Antisemitismus ist auch heute nicht vorbei, wir wissen das.                                                                                                                                                Wohl jede und jeder Gläubige, kommt in Situationen, wo er Gott nicht versteht. Wenn wir Situ-ationen beklagen, die uns aus der bisherigen Bahn werfen. Gottes Erwählung bedeutet nicht, dass Israel oder auch wir, die wir in Jesu Nachfolge sind, nach den Maßstäben dieser Welt nun etwas Besonders seien, dass alles Leid um uns einen Bogen macht, dass alles wie von selbst geht im Leben, dass sich womöglich ein Stolz entwickeln kann auf unsere Erwählung. So ist es nicht, im Leben gibt es Leid und Freud, Krankheit und Gesundheit…. Alles hat seine Zeit. Paulus ruft uns Christen zur Kreuzesnachfolge auf. Wir sind getauft und damit Kinder Gottes, deren Leben sehr unterschiedlich verläuft, die sich aber in Leid und Krankheit von Gott besonders gehalten fühlen. Der Jude Stefan Zweig schrieb in den ersten Jahren des zweiten Weltkrieges: „Unser Gott, unserer Väter Gott, ein verborgener Gott ist er, und erst in der Tiefe des Leidens werden wir seiner gewahr. (…) Weltwanderschaft ist unser Zelt, „ So steh auf, du Volk, aus deiner Klage; wie einen Stab nimm deinen Glauben, und du wirst schreiten aus deinen Nöten (…) Denn zur Dauer sind wir erwählt durch das Leid und zur Ewigkeit durch die Erneuerung …“. – Wundere dich nicht, wenn du leidest, Israel. Steh auf, glaube und geh weiter!                                                                                                   

Kommen wir noch zu einer weiteren Seite des liebenden Gottes, nämlich die Seite des eifernden, eifersüchtigen und fordernden Gottes. Gott ist wie ein Mann, der eine Braut gefunden hat. Denn er will keine Braut, die sagt, ich liebe dich und den da, und den, und die Welt, neben dir noch so vie-les andere. Im ersten Gebot heißt es: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ So stellt er seine Erwählten unter eine Spannung. Gott liebt, aber er erwartet auch Liebe; zu ihm und zu meinem Nächsten. So ist Erwählung auch Auftrag.

 „Du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott…“, beginnt unser Predigttext. Ich denke, das ist bei dem schon gesagten deutlich geworden. Gott will sich an seinem Volk zeigen. Sie sollen sich unterscheiden von den anderen Völkern. Seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit soll sich darin zeigen, wie sie miteinander und mit anderen leben. Seine Gegenwart soll ihnen heilig sein. Seine Herrschaft soll unter sie kommen. Sein Wille soll bei ihnen geschehen. Erwählung ist Eingliederung in das Heilige. Wenn Jesus Menschen ruft, ihnen das Heil anbietet, dann ruft er: „Komm und folge mir nach!“ Oder: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matth.28) 

Erwählung ist immer Erwählung zu einem neuen Sein! Denn wer bei Gott ist, der wird neu!  Gott hat den Bund mit Israel durch Jesus Christus erweitert. Schon die Erwählung Israels hatte die ganze Welt im Blick. Gott wollte Israel zu seinem Zeugen machen. Israel sollte ein Licht der Völker sein. Jesus ist „der eine Erwählte Gottes“, hat der große Theologe Karl Barth gesagt. Und alle, die in Christus sind, sind erwählt. Sie können sich voll darauf verlassen. Ob Jude oder Heide. So sind wir Erwählte durch unsere eine Taufe auf den dreieinigen Gott, der uns so annimmt, wie wir sind und uns bei unserem Namen kennt. Der weiß, dass wir unvollkommen sind, doch durch die Nach-folge Christi zur Vollkommenheit gelangen. Wir sind Teil des heiligen Volkes Gottes.  Amen   (Predigt nach Norbert Geibel, Baptist/ E.Schwarz zum Leid)

Wir beten:                                                                                                                                                  Herr, unser Gott, du bist unser himmlischer Vater. Wir danken dir, dass wir das sagen dürfen, du hast es uns in der Taufe zugesprochen. 

Wir stehen unter deiner Gnade, Hilf uns, Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle zu überwinden, bewahre uns gleich-zeitig vor Hochmut und Überheblichkeit. 

Öffne unsere Herzen für unsere Mitmenschen, die wie wir deine geliebten Geschöpfe sind. Lass uns einander mit Achtung und Freundlichkeit begegnen.                                      

Hilf uns, als Getaufte in Zusammenklang mit allen Getauften als dein heiliges Volk zu leben, und man erkennen kann, dass du unser Gott bist. 

Sei bei allen Menschen, die nach Hilfe schreien und schenke ihnen Trost und Hilfe, dabei zeige uns, wo wir uns einbringen können. 

Wir bringen vor dich alle, die uns anvertraut sind, dass du sie leiten wollest in ihrem Leben. In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was uns beschäftigt, erfreut oder betrübt:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,  wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,  sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Einladung zum 7. So nach Trinitatis in die Aue um 830 Uhr und in die Markuskirche um 1000 Uhr. Beide Gottesdienste sind mir anvertraut. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. 

Wochenspruch: So spricht, der Herr, der dich geschaffen hat. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! (Jes 43,1) 

Unsern Ausgang segne Gott, unseren Eingang gleichermaßen. Segne unser täglich` Brot, segne unser Tun und Lassen. Segne uns mit sel`gem Sterben und mach uns zu Himmelserben.           So segne Euch Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Orgelnachspiel durch Herrn Bonn