Gottesdienst vom 07. März 2021 (Okuli) zum Nachhören und Nachlesen

Den Gottesdienst aus der Markuskirche Kassel mit Pfrin. Petra Fuhrhans und Oliver Vogeltanz (Orgel und Gesang) können Sie hier Nachhören:

Eingangsliturgie
Predigt
Ausgangsliturgie

Wir wünschen allen eine gesegnete Woche!

Predigttext: Epheser 5, 1-9

Herr, gib uns Deine Liebe ins Herz,
dass sie wirksam werde in aller Welt. Amen.

„Nun mach doch mal die Tür zu! Es wird sonst kalt.“ Ich bin in der Regel sehr geduldig, aber manchmal platzt mir dann doch der Kragen. Dass sie es einfach nicht schaffen, die Tür zum Flur zu schließen, wenn sie durchgegangen sind. Es ist zum Verrücktwerden. „Die Messer gehören in die Messerschublade. Das kann doch nicht so schwer sein.“ Es ist zum Verzweifeln. Es sind so einfache Regeln, aber es funktioniert einfach nicht. Ich kann das nicht verstehen. 

Seid sie alt genug sind, erkläre ich meinen Kindern die Notwendigkeit von Regeln; wieder und wieder; mit mäßigem Erfolg. Ja natürlich sehen sie es ein, stimmen mir zu, aber beim nächsten Mal, bleibt die Tür wieder offen und die Messer wandern irgendwohin, die Sporttaschen liegen im Flur und die Lichter bleiben den ganzen Tag an. Es ist wirklich zum Verzweifeln.

 Ob es Gott wohl so ähnlich geht wie mir? „Zehn einfache Gebote; und sie schaffen es einfach nicht. Immer wieder versprechen Sie, sich daran zu halten. Es ist doch wirklich nicht schwierig. Die Gebote sind logisch und sinnvoll und vor allem zu ihrem Besten da: Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen … Keiner kann an ihrer Sinnhaftigkeit zweifeln. Sie müssten es doch einsehen.“ 

Ich glaube, Gott ist auch immer mal wieder verzweifelt und sicher noch mehr als ich mit meinen Kleinigkeiten.

Die Menschen scheitern, immer wieder. Dabei sagt Gott ihnen wieder und wieder und wieder, was sie zu tun haben. Sie haben die Schriften, sie haben die Richter, sie haben die Propheten, sie haben Jesus. Trotzdem scheitern sie.

Wenn es mit meinen Kinder so gar nicht funktioniert, dann werde ich persönlich. „Schaut her, ich kann es doch auch. Es ist gar nicht so schwer!“

An diese Art der Argumentation hat mich unsere Predigttext erinnert.

Epheser 5, 1-9

1 So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder 
2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört,
4 auch nicht von schändlichem Tun und von närrischem oder losem Reden, was sich nicht ziemt, sondern vielmehr von Danksagung. 
5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 
9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Liebe Gemeinde,

es geht nicht nur um Gebote und Regeln. Es geht nicht nur darum, wie man sein Leben am besten gestaltet oder wie man zu etwas kommt. Es geht um Liebe und um Vernunft. 

Wir sind Gottes Kinder, seine Ebenbilder und als solche ausgestattet mit Verstand und Vernunft. Wir können selbst beurteilen, was gut und böse ist und wir können uns für etwas oder dagegen entscheiden. Seit dem Sündenfall ist uns diese Gabe gegeben. Wir müssten eigentlich wissen, was gut und was böse ist und wir sollten dann auch das Gute tun. 

Okay, manchmal ist es schwer, dann brauchen wir Hilfe, brauchen Regeln und Gesetze, wie sie Eltern für Ihre Kinder aufstellen. Wir brauchen Gottes gute Regeln, die es uns leichter machen sollen. 

Zum Gestalten unseres Lebens haben wir die Gebote, haben wir die von Gott aufgestellten Regeln. Sie sollen uns helfen, das Richtige zu tun.

Und wir haben Jesus, der uns gezeigt hat wie es geht. Ihm sollen wir nachfolgen. Sein Handeln soll uns Maßstab sein. So wie er sollen wir leben. 

Wer in das Alte und Neue Testament hineinschaut, findet viele Ratschläge und Hinweise auch darauf, wie wir mit Problemen umgehen können. 

Sie sind vor allem in Jesu Lehren, aber auch in den Geschichten über ihn zu finden und nicht zuletzt sind sie in seinem Weg in Leiden und Sterben zu finden.

Aber es geht nicht um Gesetze, Gebote und Verbote an sich. Sie sind nur Hilfsmittel. Es geht bei einem Leben als Christ um etwas ganz anderes. Es geht um Liebe. Unser eigentlicher Motor soll die Liebe sein. Sie ist auch das, woran sich alles prüfen lassen muss. Etwas ist gut, wenn es in Liebe geschieht. 

Unzucht hat mit Liebe nichts, aber auch gar nichts, zu tun, Mißbrauch ebenfalls nicht. Das hat mit Gewalt und Macht zu tun, aber nicht mit Liebe. 

In Habsucht, Neid, Mißgunst ist auch keine Liebe enthalten, im Gegenteil. Hier geht es um Egozentrismus, Hass und Unverständnis. Schändlicher Tun ist ein Begriff, den wir heute kaum noch verwenden, aber auch, wenn wir den Begriff nicht mehr so richtig füllen können, wissen wir doch, dass er etwas Negatives, Böses und Vernichtendes beschreibt und dass es nichts Gutes ist. Närrische oder lose Reden, Lügen, Verletzungen durch Worte, jemanden auslachen und ihn damit verletzen, auch das hat mit Liebe nichts zu tun, offenbart es doch Verachtung und zerstörerische Absichten. Wenn man genau hinschaut, kann man das erkennen. Nach dieser Erkenntnis gibt es dann keine Entschuldigung oder Ausrede mehr. Wer klug ist, wird sein Leben entsprechend ausrichten.

Geben, Teilen, Güte, Gerechtigkeit, Fürsorge, sich kümmern; das hat mit Liebe zu tun und dem sollen wir Raum geben in unserem Leben.

Schließlich wissen wir durchaus, was gut und was böse ist, wenn wir es am Maßstab der Liebe prüfen. Die Frage, was Jesus getan hätte, sollte eigentlich unser Maßstab sein.

Tja, und nun kommt die Welt ins Spiel. Die geht nun nochmal ganz anders an die Sache heran. „Spielverderber!“, sagt sie, und „Wie könnt ihr Christen nur so langweilig sein? Ein bisschen flunkern, was spricht dagegen? Ein wenig lästern, hin und wieder einen Witz auf Kosten der anderen, man muss doch auch Spaß haben und vor alle, muß man sehen wo man selbst bleibt. Ein wenig täuschen oder tricksen, warum denn nicht?“  

Mit ihrem „Man muss sehen wo man bleibt …, man muss für sich selbst sorgen …, was hat man davon, wenn man Rücksicht nimmt?“ schafft sie eine Stimmung der Angst, die uns beeinflusst und undankbar macht. „Wofür habe ich zu danken, wenn ich weniger habe als alle anderen?“

Angst und Unzufriedenheit sind schlechte Ratgeber, sie führen dazu, dass wir uns ungerecht behandelt und zu kurz gekommen fühlen.

Weniger haben als alle anderen. Das ist der springende Punkt. Hier macht uns die Welt Angst. Wir fürchten als Christen zu kurz zu kommen.

Der Epheserbrief sieht das Christsein jedoch nicht als Einschränkung, sondern als Bereicherung. Wenn wir genau hinschauen, merken wir, dass wir nicht weniger haben, sondern mehr. Wir sind mit weniger Macht, Ansehen, Besitz, etc. in Wirklichkeit doch unendlich viel reicher als andere. Klingt paradox, ist aber wahr. Leider ist das etwas, was die anderen, was die Welt, nicht verstehen kann. 

In der Dankbarkeit, im Teilen, in der Fürsorge für die anderen, wird uns nichts genommen, sondern gegeben.

Das heißt eigentlich wird es uns schon vorher gegeben. Wir können das alles tun, weil wir Beschenkte sind. Wir sind reich, denn wir haben die Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus und seinem Leiden und Sterben gezeigt hat. Weil wir seine liebe erfahren haben, können wir auch Liebe weitergeben. Weil wir wissen, dass er sein Leben für uns gegeben hat, müssen wir nicht kleinlich sein.

Wir stehen nicht im Rampenlicht der Welt und niemand hat, so hoffe ich, Angst vor uns, aber wir stehen im Licht Gottes und werden belohnt mit Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit schon hier und jetzt aber noch mehr in Gottes Reich, das schon jetzt ist, aber trotzdem noch aussteht.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 


Hier gibt es die gesamte Liturgie zum Nachlesen.