Gottesdienst am 07. Februar 2021 zum Anhören und Nachlesen

Hier können Sie den Gottesdienst vom 07. Februar 2021 (Sexagesimae) mit Pfrin. Petra Fuhrhans und Kantor Juergen Bonn anhören:

Eingangsliturgie
Predigt
Ausgangsliturgie

Wir wünschen einen gesegneten Sonntag!


Predigttext: Lk 8,4-8 (9-15) 

Das Gleichnis vom Sämann
4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis:
5 Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. 
6 Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.
7 Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s.
8 Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Vom Sinn der Gleichnisse
9 Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute.
10 Er aber sprach: Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören.

Die Deutung des Gleichnisses vom Sämann
11 Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes.
12 Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden.
13 Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.
14 Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht.
15 Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

Herr, Dein Wort ist unseres Fußes Leuchte 
und ein Licht auf unseren Wegen. 
Amen.

Liebe Gemeinde!

Drei in eins! Wir kennen das aus der Werbung für Überraschungseiern., Spannung, Spiel und Schokolade. Auch unsere Geschichte ist drei in eins: Ein Gleichnis, eine Nachfrage, eine Erklärung. Danach müssten es auch wirklich alle verstanden haben. 

Vielleicht aber auch vier in eins: ein Paradoxon außerdem. Es steckt noch eine ganz besondere Aussage drin. Aber darauf komme ich später zu sprechen.

Gehen wir zunächst der Frage nach: Warum erzählt Jesus diese Geschichte so? Der Anfang ist klar. Jesus redet gerne in Beispielen, in Bildern, kleinen aus dem Leben gegriffenen Geschichten. Seine Zuhörer sind einfach Menschen, deshalb verwendet er Bilder, von denen er weiß, dass sie sie kennen und verstehen. 

Mit dem Säen und Pflanzen kennen sich die meisten von ihnen aus. Das können sie nachvollziehen. Es entspringt ihrer Lebenswirklichkeit. 

Genauso wie hier beschrieben, wurde in Israel gesät. Man warf das Saatgut auf den unvorbereiteten Boden und dann pflügte man es einfach unter. Da ist es klar, dass nicht jedes Korn Frucht bringen kann.

Das Gleichnis betont also die Zuversicht des Sämanns, der den Samen weit streut und darauf vertraut, dass schon etwas wachsen wird und dass es am Ende so viel sein wird, dass sich die Ernte lohnt.

Eine Deutung liefert Jesus seinen Zuhörern zunächst nicht. Vielleicht hält er sie nicht für nötig und geht davon aus, dass seine Zuhörer ihn auch so verstehen, weil ihnen ja das Bild so vertraut ist.

Das Gleichnis endet mit einem Appell: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ dieser Appell leitet über auf das, was noch kommt. 

Jesu Jünger aber, die wollen es genau wissen. Was meinst Du damit? Was bedeutet das? So ganz selbsterklärend scheint die Geschichte nicht zu sein.

Und Jesus liefert ihnen und damit auch den anderen die Erklärung und zwar für jeden einzelnen Teil des Bildes:

  • Der Same ist Gottes Wort.
  • Der Untergrund, auf die es fällt, sind die Herzen der Menschen.
  • Die Vögel sind der Teufel oder auch das Böse, das das Wort wegnimmt.
  • Der Fels ist die Anfechtung, der den Glauben verhindert.
  • Die Dornen sind die Sorgen, der Reichtum und die Freuden des Lebens, die das Wort ersticken. 
  • Das gute Land aber sind die Herzen der Menschen, die glauben und danach leben und reiche Frucht bringen.

Damit finde ich, ist nun wirklich alles gesagt.

Zum einen: Das Wort wird reichlich weitergegeben. 

Es wird so reichlich gesät, dass es fast verschwendet wird. Heutzutage würde man so nicht mehr säen. Heutzutage gibt es Maschinen, die die Saat genau dahin bringen, wo sie Frucht bringen kann. Da fällt nichts mehr auf den Weg oder auf den Felsen. Da wird alles genau berechnet. Ich komme aus der Landwirtschaft und kenne das. Da wird kein Saatgut verschwendet. Gebeizt wird außerdem, damit das Saatgut geschützt ist gegen Ungeziefer und Krankheiten. Mein Vater und viele andere Landwirte würden den Kopf schütteln über unseren Sämann.

Ich mag ihn trotzdem, den Sämann unseres Textes. Mein Großvater war auch so. Er hatte eine alte Zinkwanne, die er sich zum Säen umschnallte. In ihr trug er das Saatgut übers Feld, und dann warf er mit beiden Händen nach links und rechts; lieber etwas zu viel als etwas zu wenig. Er war sich sicher, dass etwas aufgehen wird.

Die Arbeit im kirchlichen Bereich sehe ich ähnlich. Wir teilen das Wort aus und zwar mit vollen Händen und geben weiter, was wir selbst gehört haben und was wir glauben und fragen dabei nicht danach, auf welchen Boden es fällt.

Ich weiß natürlich, es gibt bei Kirche auch andere Tendenzen. Da wird marktwirtschaftlich gerechnet und da werden Gottesdienstbesucher gezählt und seit neuestem auch Klicks. Wie viele Besucher haben wir auf der Homepage? Wie viele Menschen sehen sich unsere Videos an? Wie viele Besucher kommen zu unseren Veranstaltungen? Rechnet sich das, was wir tun? – Ich weiß, wir haben kein Geld zu verschenken, aber das Wort Gottes, das haben wir reichlich und verschwenderisch zu geben. 

Zum zweiten müssen wir natürlich auch die andere Seite betrachten.

Wir schauen auf diejenigen, die das Wort hören, denn auch die sind gefordert. 

„Wer Ohren hat zu hören, der höre.“

Die Hörer können sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Wir alle, die wir das Wort gehört haben und hören, sind gefragt: 

Welchen Boden bereiten wir dem Wort Gottes in unseren Herzen? 

Lassen wir zu, dass es uns wieder fortgenommen wird? 

Halten wir der Anfechtung stand? 

Sind uns Leiden und Freuden des Lebens so wichtig, dass sie das Wort in den Schatten stellen und vernichten können?

Auch die Hörer haben ihre Wahl zu treffen. Sie können am Wort Gottes festhalten und es Frucht bringen lassen, sie können sich aber auch wieder davon distanzieren und ihm keinen Raum in ihrem Leben geben.

Das Gleichnis Jesus mahnt zum rechten Hören und es mahnt zum Bewahren des Wortes. „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren!“, sagt Jesus in Lukas 11,28.

Mehr noch. Er mahnt zur Auseinandersetzung mit dem Wort

Hören und behalten allein reicht nicht aus. Das Wort soll lebendig werden. Es soll Frucht bringen. Es soll hinterfragt und weitergetragen werden. Die Hörer werden wir dann vom fruchtbaren Land selbst zum Sämann und die Geschichte geht weiter und das Wort wird weitergetragen.

Ich komme drittens auf das Paradoxon zu sprechen, das ich zuvor schon erwähnt habe. Es geht dabei um den ersten Satz der Antwort Jesus an seine Jünger. „Er aber sprach: Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören.“

Es erscheint ein wenig paradox, dass Jesus davon spricht, dass die Jünger die Geheimnisse des Reiches Gottes verstehen, wo sie doch gerade nach einer Deutung haben nachfragen müssen. 

Überhaupt, was fangen wir mit Jesus Antwort an? Er macht eine Einschränkung, die noch mehr Fragen aufwirft. Offenbar ist für ihn klar, dass das, was er sagt, längst nicht für alle klar ist. Den einen ist es gegeben, etwas zu begreifen. Doch die anderen bleiben ratlos mit Bildern. Sie sehen und hören zwar etwas, aber es ergibt für sie keinen Sinn. Dabei sollen die Bilder doch dazu dienen, dass sie verstehen. Können sie wirklich nicht? Bleibt es ihnen verwehrt zu verstehen, obwohl es Ihnen gesagt wird?

Euch, sagt Jesus, ist es geschenkt zu verstehen, wie Gott ist, was Gott tut und vorhat. Die anderen erfahren davon nur in Gleichnissen. 

Wo verläuft die Grenzlinie zwischen den einen und den anderen?

Markus und Matthäus erzählen das Gleichnis ebenfalls. Sie markieren eine klare Grenze zwischen denen, die begreifen, und denen, die verständnislos bleiben. Bei Markus zieht Jesus sich mit den Seinen zurück, bis sie allein sind; erst dann fragen sie nach dem Sinn des Gleichnisses, und er antwortet. Die Menge aber bekommt nicht einmal mit, dass diese Frage gestellt wird. Bei Matthäus ist der Abstand zwischen den Jüngerinnen, Jüngern und der Menge etwas weniger deutlich betont. Doch auch bei ihm verschwinden alle anderen Zuhörenden im Hintergrund und damit aus der Geschichte; zu Jesus treten nur die, die zu ihm gehören, sich schon zu ihm zählen. Lukas hingegen will keinen solchen Abstand anerkennen. Am Anfang des Kapitels hat er schon den Zwölferkreis erweitert und drei Frauen mit Namen genannt, die mit vielen anderen Jüngerinnen Jesus nachfolgten. Diese alle werden nicht hierarchisch getrennt vom noch weiteren Kreis der ganzen Menge. In allen, die Jesus hören, schlummert die Möglichkeit zu begreifen und doch begreifen es nicht alle

Euch ist es geschenkt, das Geheimnis vom Reich Gottes zu verstehen. Wenn auch auf unterschiedliche Weise. Wir alle können verstehen; so oder so und doch bleibt das Verstehen ein Geschenk. 

Das aufzulösen will so recht nicht gelingen. Wenn Gott doch will, dass sein Wort alle Menschen erreicht, wieso sorgt er nicht dafür, dass sie es wirklich alle verstehen?

Wenn wir es nicht auflösen können, so kann es uns doch trösten und zwar immer dann, wenn wir das Wort weitersagen, es aber von unseren Gesprächspartnern einfach nicht verstanden wird oder, wenn sie sich darüber lustig machen oder, wenn sie es einfach nicht hören wollen

Es liegt nicht alles an uns Menschen. 

Ob das Wort Frucht bringt, liegt am Ende an Gott.

Wir in der Gemeinde werden weiterhin mit dem Wort Gottes arbeiten und wir werden hoffen, dass es gehört wird und werden es doch ihm überlassen müssen, was daraus wird.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Hier finden Sie die gesamte Liturgie zum Nachlesen.