Darf ich vorstellen: Gott ?!

Hier können Sie die Predigt und die „geteilten Gottesvorstellungen“ der Gottesdienstbesucher nachlesen:

Unten können Sie die Vögel von näher sehen … dann kann man es besser lesen!

Predigt (Till Jansen)

Liebe Konfirmand*innen, liebe Gemeinde,

Als wir in der Konfergruppe überlegt haben, was in diesem Gottesdienst alles vorkommen soll, da stand da neben dem Basteln und dass die Leute mitmachen sollen, auch, dass ich meine Vorstellung von Gott erzählen soll, in einer Predigt, aber kurz.

Ich bemühe mich also darum:

Bei allem, was ihr erzählt und geschrieben habt, ist mir dieser Titel des Gottesdienstes eingefallen: Darf ich vorstellen: Gott?! Es ist ein Vorstellungsgottesdienst: Klassisch, weil die Konfis sich vorstellen. Aber heute auch, weil wir uns Gott vorstellen. Im Titel steht ein Fragezeichen: Eigentlich ein doppeltes: Darf ich mir Gott vorstellen? Du sollst dir kein Bildnis machen hieß es doch in den 10 Geboten. Und dann das Fragezeichen, das keiner von euch gestellt hat oder sich nicht getraut hat: Gott? Gibt’s das?

In einer der Gottesvorstellungen der Konfis hieß es:

Gott gilt als unvorstellbar. Keiner kann wissen, was seine wahre Form ist, denn Gott ist alles und ist auch überall. Das bedeutet, dass man es sich nie richtig vorstellen kann, denn Gott ist überall, aber auch nirgendwo.

Gott überall und nirgendwo – beides erleben wir vielleicht.

Gott, der unvorstellbare, den wir uns aber doch irgendwie vorstellen wollen, ja sogar müssen. Wir umschreiben Gott mit Bildern, eure Phantasie ist voll davon, die Bibel ist voll davon und bei jedem in der Gemeinde gibt es eine wenn auch vollkommen ungreifbare Vorstellung davon, was oder wer das ist: Gott.

Darf ich mir Gott vorstellen? Ja, unbedingt, denn was nützt ein Gott, der mir nicht vor Augen stehen darf, der mir kein Gegenüber im Herzen sein darf, mit dem ich nicht in Beziehung stehen darf?

Jede und jeder von euch und Ihnen hat einen Vogel beschriftet oder bemalt: Alles Ideen, Phantasien zu Gott, jede ein klein wenig anders, manche traditionell, manche unsicher, manche zweifelnd, manche überzeugt.

Das Bilderverbot meint, dass ich jetzt nicht einen von diesen Vögeln herauspicken kann und sagen kann: Das hier, und das allein ist der wahrhafte Gott! Alle anderen gelten nicht. Das, was ich mir unter Gott vorstelle, darf ich nicht absolut setzen. Dann ist es nicht Gott.

Wenn ich die anderen auch mitdenke und mitdenken muss, dann kann ich vielleicht sagen: In meinem Vogel, in meinem Bild von Gott, ist eben auch Gott mit drin, zumindest für jetzt und hier … denn morgen erlebe ich es vielleicht anders? 

Wenn man so will, dann ist Gott nicht einer der Vögel hier, sondern mindestens der ganze Schwarm.

Und zwar nicht ein Schwarm, der so beschaulich auf der Leine sitzt, sondern einer, der fliegt, so dass man, wenn man einen Vogel mit dem Blick erfasst hat, trotz allem ungreifbar bleibt, denn er schwirrt mit den anderen umher: Ganz unmöglich, nur einen mit den Augen zu verfolgen.

Dazu kommt, dass ich noch einen Vogel dazuhängen möchte. Auf ihm steht: „Ganz anders“. Gott bestimmt sich nicht dadurch, dass ich ihn mir vorstelle, auch nicht, dass wir ihn alle zusammen uns vorstellen. Er kommt uns auch entgegen als einer, der so anders ist, dass es mich herausfordert, und mir unverständlich bleibt.

Das tolle an diesem Schwarm ist: Jeder Vogel ist eine Vorstellung von Gott von irgendeinem Menschen hier, einem Mann, einer Frau, einem Kind, alt oder jung. Wenn dieser Schwarm hier auffliegt und sich mischt, die Vorstellungen sich durcheinanderwirbeln, sich gegenseitig anfragen, miteinander sich austauschen, sich finden, sich reiben, dann haben wir alle mehr als eine eigene Vorstellung von Gott, dann bewegt sich etwas und es entsteht etwas, das mehr ist als ein Schwarm: Eine gemeinsame Ahnung des göttlichen, eine Gemeinde, die auf Gottes Ruf hin Gott sucht. Und dieser Schwarm ist ja noch viel größer: Geschichten und Bilder aus vielen Tausend Jahren in Bibel und Kunst und Musik, Gottes-Vorstellungen von Menschen aus der ganzen Welt. Da könnte man glatt die Orientierung verlieren, wenn nicht Jesus Christus in besonderer Weise von Gott gesprochen hätte und seine Gemeinde auf ein Fundament gestellt hätte.

Habe ich mich jetzt darum gedrückt, meine Gottesvorstellung zu erzählen? Ein wenig vielleicht und doch auch nicht:Gott ist, obwohl immer dasselbe, doch so beweglich, dass er nur richtig erahnt wird, wenn er in Bewegung ist und uns in Bewegung setzt.

Daher mache ich meinen Beruf so gerne, denn ohne euch und Sie ginge es gar nicht! Amen